Umweltzertifikate für Papier im Überblick

Landschaftsfotos mit See und Tannen, als Symbolbild für den Blobeitrag Umweltzertifikate bei Papier Direkt

“Schade ich der Umwelt, wenn ich Papier benutze?” In unseren Gesprächen mit Euch als Kunden und Papierliebhaber spielen Gedanken zum Umweltschutz häufig eine Rolle. Wir freuen uns über den Austausch und den achtsamen Umgang mit dem Material Papier. So kann jeder individuell entscheiden, an welchen Stellen Papier ganz bewusst eingesetzt werden soll und wo man vielleicht etwas von dem wertvollen Material sparen kann. In den letzten Jahrzehnten haben sich auch die nachhaltigen Papiere selbst enorm weiterentwickelt. Die Zeiten, in denen man zwischen einem „normalen“ weißen Papier und einem grauen umweltfreundlichen Papier wählen konnte, sind vorbei. Für die allermeisten Papiere am Markt gelten inzwischen ökologische Parameter. Umweltzertifikate helfen euch dabei, zu beurteilen, ob ein Papier nachhaltig hergestellt wurde. Diese Umweltsiegel stellen wir Euch heute im Papier Direkt Blog vor!

Weg durch einen Wald im hellen Nachmittagslicht. Symbolbild für eine nachhaltige Forstwirtschaft.
Das Holz für die Herstellung von Zellstoff stammt in der Regel aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. (Foto: Irina Iriser via Unsplash)

Umweltzertifikat: FSC® (Forest Stewardship Council®)

Überblick der verschiedenen FSC Umweltzertifikate für nachhaltige Forstwirtschaft
FSC® bietet mehrere Umweltzertifikate: FSC 100 %, FSC Mix und FSC Recycling

Mit Zertifikaten will der FSC® (Forest Stewardship Council®) eine Auszeichnung für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft schaffen. Damit der Verbraucher die Bildmarken als Zeichen für ein nachhaltiges Papier zu sehen bekommt, müssen sowohl die Waldfläche als auch alle weiterverarbeitenden Betriebe der Produktionskette zertifiziert sein.

Grundlage für die Umweltzertifikate ist eine Liste mit Prinzipien des FSC. Diese Liste stellt die sozialen und ökonomischen Ziele, die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und die Rechte indigener Völker in den Mittelpunkt.

Die Prinzipien findet Ihr in unserem Blogbeitrag zum Thema FSC und PEFC ausführlicher beschrieben.

Umweltzertifikat: PEFC™ (Programme for the Endorsement of Forest Certification)

PEFC Siegel auf Baumstamm
Das PEFC Siegel zertifiziert die nachhaltige Forstwirschaft der Region. (Foto: PEFC)

PEFC™ wurde als europäisches Zertifizierungssystem gegründet, das wie der FSC® eine nachhaltige Forstwirtschaft fördert. Das Ziel: „eine Waldbewirtschaftung, die das Geschenk der Natur erhält und für eine schonende und sinnvolle Nutzung steht.“ Die Kriterien basieren dabei auf Beschlüssen, die aus der Umweltkonferenz in Rio hervorgegangen sind.

Maßgeblich für die Vergabe des Zertifikats ist hier die Region des Holzanbaus. Die Nachhaltigkeit wird auf regionaler Ebene kontrolliert und bewertet. Die Vergabe wird dabei durch eine Arbeitsgruppe vorgenommen, der neben den Waldbesitzern auch andere relevante Interessengruppen angehören. 31 Indikatoren sind für den Waldbericht entscheidend. Nach Fertigstellung wird der Waldbericht von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle auf die Anforderungen des PEFC™ geprüft und dann ein regionales Zertifikat vergeben.

FSC® und PEFC™ im Vergleich

FSC® und PEFC™ sind sich in der Art ihrer Ziele recht gleich. Beide Organisationen verfolgen mit ihrer Zertifizierung den Schutz und die Erhaltung der Wälder. Beide folgen national und international ähnlichen Grundsätzen, die alle drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigen.

Der Unterschied ist, dass der PEFC™ statt einzelner Unternehmen und deren Lieferkette ganze Regionen zertifiziert. Die Zertifikatseigner werden stichprobenartig durch unabhängige Forstsachverständige getestet.
Für einige Umweltschutzorganisationen bietet der FSC®, der die einzelnen Betriebe vor Vergabe der Zertifikate prüft und eine jährliche Prüfung anhängt, daher das empfehlenswertere Siegel.
Eine detaillierte Übersicht über beide Siegel findet Ihr hier.

Umweltzeichen: Der Blaue Engel

Das Umweltzeichen Blauer Engel auf Countryside Mistral Papier
Das Umweltzeichen Blauer Engel auf Countryside Mistral Papier

Das Umweltzeichen Blauer Engel wurde 1978 vom Innenministerium und den Umweltministern der Länder ins Leben gerufen. Als erstes Siegel seiner Art wurde es in den kommenden Jahrzehnten zum Vorbild für andere internationale Umweltzertifikate.

Hersteller und Anbieter von umweltfreundlichen Produkten können sich für die Nutzung des Umweltzeichens bewerben. Die durch das Umweltbundesamt beauftragte RAL gGmbH prüft dann anhand strenger Kriterien. Nach Zustimmung der Jury, die das letzte Wort hat, wird das Zertifikat vergeben.

Grundlage für die Vergabe im Bereich der Papierprodukte ist die Nutzung von Altpapier als Faserrohstoff für die Papiere oder daraus gewonnene Produkte. Um mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet zu werden, muss ein Papier aus 100 % Altpapier bestehen. Für Papiererzeugnisse ist eine Toleranz von fünf Prozent zulässig.

Auch der Einsatz von Bleichmitteln und Chemie ist reguliert. In unserem Blogbeitrag über den blauen Engel beschreiben wir die Bedingungen für das Ökolabel im Detail.

Umweltzertifikat: EU Ecolabel

Seit 1992 vergibt die Europäische Union in Brüssel das EU Ecolabel. Das Label bezeugt, dass die Papierproduktion hohen Anforderungen an die Umweltverträglichkeit genügt. Eingesetzte Frischfasern müssen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen, außerdem ist ein Anteil von mindestens 50 % Recyclingmaterial oder zertifizierten Fasern vorgegeben. Auch für den Herstellungsprozess gelten strenge Richtlinien, die Energieverbrauch, Wasserwirtschaft und Luftemissionen betreffen. Der Einsatz von Chemikalien und die Abfallwirtschaft sind ebenfalls reglementiert.

Wenn ein Papier alle Kriterien erfüllt, kann der Papierhersteller das Produkt mit dem EU Ecolabel auszeichnen. Die EU schafft so Anreize für eine Papierherstellung, die auf Nachhaltigkeit im gesamten Produktlebenszyklus setzt.

Ökosiegel: Nordic Swan Ecolabel

Vergleichbar mit dem EU Ecolabel ist der Nordic Swan, der auf Initiative der skandinavischen Länder entwickelt wurde. Zum Wohle natürlicher Ressourcen und der Menschen werden die Produkte und mögliche Umweltprobleme in der Herstellung ganzheitlich betrachtet.

Das unabhängige Institut für Normung SIS vergibt in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden der skandinavischen Länder das Umweltzertifikat in über 60 Produktgruppen. Eine dieser Gruppen sind die grafischen Papiere. Forstwirtschaftliche Aspekte und die Herstellungsprozesse von Zellstoff und Papier sind entscheidend für die Vergabe. Die Papiere müssen außerdem mindestens 15 % Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft oder mindestens 50 % Holzreste aus Sägereien beinhalten. Strenge Auflagen für die Papierfabriken und zellstoffverarbeitende Betriebe für den Einsatz von Chemikalien und Energienutzung gelten auch für die Vergabe des Nordic Swan.

Zertifikate: TCF / ECF

Bei TCF und ECF handelt es sich nicht um Umweltzertifikate im eigentlichen Sinne. Diese Abkürzungen belegen aber, das der Zellstoff für ein Papier chlorfrei gebleicht wurde.

Bis in die 90er Jahre war die Chlorbleiche das übliche Verfahren zur Bleiche von Papier. In den achtziger Jahren entwickelte man dann das Verfahren der chlorfreien Bleiche. Die Bezeichnung TCF (totally chlorine free) kennzeichnet Papiere und Zellstoffe, die komplett chlorfrei gebleicht sind. Stattdessen werden Sauerstoffverbindungen wie Ozon und Wasserstoffperoxid genutzt.

Darauf folgte das ECF-Verfahren der Papierindustrie, bei dem auf den Einsatz von elementarem Chlor verzichtet wird. Der Bleichvorgang mit der Bezeichnung ECF (elementary chlorine free) verbietet den Einsatz von Chlorgas. Es werden aber Chlorverbindungen genutzt. Dank moderner Produktionsmethoden sinkt der Wert der Umweltbelastung bei TCF-Bleiche unter den Wert der Nachweisbarkeit. Mit der ECF-Technologie reduzieren sich die umweltschädlichen Verbindungen um 60-80 %

Der Anteil der Papiere am Markt mit TCF-Bleichverfahren liegt bei etwa 5 Prozent. Der deutlich größere Teil der Papiere wird nach dem ECF-Verfahren gebleicht. Moderne Anlagen sorgen dabei für niedrige Belastungswerte ähnlich dem TCF-Verfahren. ECF wird daher von der Industrie in der EU als beste verfügbare Technik (best available technology) anerkannt.

Auch unsere Papiere sind, wenn überhaupt, im ECF- oder TCF-Verfahren gebleicht. Auch mangels einer einheitlichen Gestaltung wird das Zertifikat zum Bleichverfahren von den Herstellern häufig jedoch nicht ausgewiesen.


Umweltzertifikate bescheinigen Euch die nachhaltige Ausrichtung eines Papiers. Welche Aspekte, neben der Nutzung von Recyclingfasern und dem Verzicht auf Chemie, ein Papier nachhaltig machen, das haben wir für euch noch einmal zusammengefasst: Hier geht’s zum Blogartikel Was macht ein Papier nachhaltig? Dort lernt Ihr auch unsere liebsten nachhaltigen Papiere und Recyclingpapiere kennen!

Welche Umweltzeichen sind Euch schon bei Eurer Papiersuche begegnet? Gibt es Siegel und Zertifikate, über die ihr gern mehr erfahren würdet? Schreibt uns!

Titelbild: Luca Bravo via Unsplash

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