Die globale Waldzerstörung schreitet voran. Der jährliche Waldverlust wird auf etwa 15 Millionen Hektar geschätzt. Auch wenn die Bilder von gerodeten Urwaldflächen in den Medien derzeit nicht so präsent sind, geht auch der illegale Raubbau an Naturwäldern weiter. Holz, das seinen Weg auch auf europäische Märkte findet.
Um den Bedarf an Frischholz für die Papierindustrie unter naturschonenden Gesichtspunkten decken zu können, braucht es ein weltweites System für die ökologische Bewirtschaftung von Wäldern.
So wurde auf der Klimakonferenz in Rio 1992 – eigentlich UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung – neben vier weiteren Beschlüssen auch eine Walddeklaration verfasst. Diese recht unverbindliche Absichtserklärung stellte einige Grundsätze in den Mittelpunkt. Alle Länder sollten sich an der Aufforstung beteiligen, umweltverträgliche Forstplanung betreiben, Ursachen für Verschmutzung und sauren Regen überwachen und den internationalen Handel von diskriminierenden Regeln befreien.
Aus der Konferenz in Rio und den Folgekonferenzen wuchs auch die Basis für FSC® und PEFC™.
Der Ursprungsgedanke des FSC® (Forest Stewardship Council®) und PEFC™ (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) ist es, Wälder weltweit vor Raubbau und Zerstörung zu schützen und durch Bewirtschaftungsstandards langfristig zu erhalten. Mit ihren Zertifikaten wollen die Organisationen eine Auszeichnung für Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft schaffen, um Kund:innen einen Mehrwert zu bieten. Damit die an einem nachhaltigen Produkt interessierten Verbraucher:innen die Bildmarken zu sehen bekommen, müssen sowohl Waldfläche als auch alle weiterverarbeitenden Betriebe der Produktionskette zertifiziert sein.
Die 10 Prinzipien des FSC®
In der Formulierung ihrer Ziele sind sich PEFC™ und FSC® ähnlich. Beispielhaft für die Beurteilung nach ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen zeigen wir hier die zehn Prinzipien, die für den FSC® die Grundlage für die Vergabe der Zertifikate sind:
Prinzip 1: Einhaltung der Gesetze und FSC®-Prinzipien
Die Waldbewirtschaftung soll alle relevanten Gesetze des Landes sowie internationale Verträge und Abkommen, welche das Land unterzeichnet hat, respektieren und die Prinzipien und Kriterien des FSC® erfüllen.Prinzip 2: Besitzansprüche, Landnutzungsrechte und Verantwortlichkeiten
Langfristige Besitzansprüche und Nutzungsrechte an Land- und Forstressourcen sollen klar definiert, dokumentiert und rechtlich verankert sein.Prinzip 3: Rechte indigener Völker
Die gesetzlichen und gewohnheitsmäßigen Rechte der indigenen Gruppen hinsichtlich Besitz, Nutzung und Bewirtschaftung von Land, Territorien und Ressourcen sind anzuerkennen und zu respektieren.Prinzip 4: Beziehungen zur lokalen Bevölkerung und Arbeitnehmerrechte
Die Waldbewirtschaftung soll das soziale und ökonomische Wohlergehen der im Wald Beschäftigten sowie der lokalen Bevölkerung langfristig erhalten oder vergrößern.Prinzip 5: Nutzen aus dem Walde
Die Waldbewirtschaftung fördert die effiziente Nutzung der vielfältigen Produkte und Leistungen des Waldes, sodass sie langfristig wirtschaftlich tragbar wird und eine breite Palette von ökologischen und sozialen Vorteilen gewährleisten kann.Prinzip 6: Auswirkungen auf die Umwelt
Die Waldbewirtschaftung soll die biologische Vielfalt und die damit verbundenen Werte, die Wasserressourcen, die Böden sowie einzigartige und empfindliche Ökosysteme und Landschaften erhalten und dadurch die ökologischen Funktionen und die Unversehrtheit des Waldes gewährleisten.Prinzip 7: Bewirtschaftungsplan
Ein sowohl für die Betriebsgröße als auch für die Bewirtschaftungsintensität des Forstbetriebes angemessenes Planungswerk ist zu erstellen, anzuwenden und zu aktualisieren. Das Planungswerk beschreibt deutlich die langfristigen Bewirtschaftungsziele und die Mittel zu deren Verwirklichung.Prinzip 8: Kontrolle & Bewertung
Eine der Betriebsstruktur angemessene Dokumentation und Bewertung soll den Waldzustand, die Erträge der geernteten Waldprodukte, die Handels- und Verwertungskette, die Bewirtschaftungsmaßnahmen sowie deren soziale und ökologische Auswirkungen feststellen.Prinzip 9: Erhaltung von Wäldern mit hohem Schutzwert
Bewirtschaftungsmaßnahmen in Wäldern mit hohem Schutzwert sollen deren Merkmale erhalten oder vermehren. Diese Wälder betreffende Entscheidungen sollen immer im Sinne einer vorbeugenden Herangehensweise erwogen werden.Prinzip 10: Bewirtschaftung von Plantagen
Plantagen sind in Übereinstimmung mit den Prinzipien und Kriterien 1-9 sowie dem Prinzip 10 und seinen Kriterien zu bewirtschaften. Wenn Plantagen auch eine Reihe sozialer und ökonomischer Vorteile liefern und dazu beitragen können, den globalen Bedarf an Forstprodukten zu befriedigen, sollen sie die Bewirtschaftung von Naturwäldern ergänzen, den Druck auf diese reduzieren und ihre Wiederherstellung und Erhaltung fördern.(Quelle: http://www.fsc-deutschland.de/de-de/der-fscr/prinzipien)
Seit mehr als 20 Jahren bewegt sich der FSC® in dem Zieldreieck aus Ökologie, sozialen Zielen und Ökonomie. Auch die Organisationsstruktur lehnt sich an diese Dreieinigkeit der Nachhaltigkeit an. Als gemeinnützige, unabhängige Nichtregierungsorganisation ermöglicht die Struktur eine Diskussionsplattform für verschiedene Interessengruppen, deren Fokus der Wald ist. Die internationale Vollversammlung bildet das oberste Entscheidungsgremium. Vertreter von Umweltverbänden, Holzhandel, Forstwirtschaft, sozialen NROs, Organisationen indigener Völker und kommunaler Vertreter, Hersteller und Einzelhändler kommen hier zusammen. Die Mitglieder des FSC® teilen sich auf die drei Kammern Umwelt, Wirtschaft und Soziales auf, die jeweils in eine Nord- und Südkammer geteilt sind. Jede Kammer hat 33,3% Stimmgewalt inne. Hier wird auch der Vorstand gewählt, jeweils drei Mitglieder aus den drei Kammern, die drei Jahre lang die Organisation leiten. FSC International arbeitet eng zusammen mit den nationalen Gruppen, wie etwa dem in Freiburg ansässigen FSC Deutschland.
Im Zertifizierungsverfahren werden die Waldbesitzer wie auch Unternehmen von unabhängigen Prüfern unter die Lupe genommen. Wenn ihr Wirtschaften den Richtlinien entspricht, erhalten diese das Zertifikat. Nach Vergabe stellt eine jährliche Prüfung anschließend sicher, dass der Betrieb auch langfristig nachhaltig wirtschaftet.
Das Endprodukt, das Verbraucher:innen in den Händen halten, darf wie gesagt nur dann die Zertifikatsmarke tragen, wenn in der „Chain-of-Custody“ alle weiterverarbeitenden Zwischenschritte und Unternehmen ebenfalls zertifiziert sind. So wird eine wirtschaftliche Verarbeitung unter ökologischen und sozialverträglichen Bedingungen gewährleistet.
FSC® und PEFC™ im Vergleich
FSC® und PEFC™ sind sich in der Art ihrer Ziele recht gleich. Beide Organisationen verfolgen mit ihrer Zertifizierung den Schutz und die Erhaltung der Wälder. Beide folgen national und international ähnlichen Grundsätzen, die alle drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Beide werben auf ihrer Webseite mit einer glücklichen Waldmaus.
Wenn man die Bedingungen für beide Siegel vergleicht, fällt auf, dass PEFC™ das Zertifikat mit der deutlich größeren Reichweite ist. Als weltweit führender Anbieter hat PEFC™ etwa 7 Millionen Hektar Wald zertifiziert, FSC® dagegen 0,5 Millionen Hektar. Ein großer Unterschied ist jedoch, dass der PEFC™ ganze Regionen zertifiziert statt einzelner Unternehmen und die nachhaltigen Absichten der Waldbesitzer in einer freiwilligen Selbstverpflichtungserklärung aufnimmt. Die Zertifikatseigner werden nur stichprobenartig durch unabhängige Forstsachverständige getestet. In Deutschland sind das etwa 10% der zertifizierten Waldflächen pro Bundesland.
Aus der Sicht einiger Umweltschutzorganisationen bietet der FSC®, der die einzelnen Betriebe vor Vergabe der Zertifikate prüft und eine jährliche Prüfung anhängt, daher das empfehlenswertere Siegel.
Das FSC®-System bietet unterschiedliche Labelarten, um eine genaue Kennzeichnung der Produkte zu ermöglichen.
- FSC® 100% steht für Produkte, deren Material zu 100 Prozent aus zertifizierten Wäldern stammt. Dieses Label ist in der Papierindustrie sehr selten.
- Das FSC® Mix Label sagt aus, dass das Produkt mindestens zu 70 % aus FSC®-zertifizierten Materialien oder Recyclingmaterial besteht. Dieses Material kann im Mix mit nicht zertifiziertem Material genutzt werden, welches aber trotzdem den Controlled Wood Anforderungen genügen muss. Diese Anforderungen folgen ebenfalls den FSC®-Prinzipien, das Holz stammt aber aus nicht zertifizierten Waldflächen. Das FSC®-Mix Label ist bei den meisten zertifizierten Papierprodukten anzutreffen.
- FSC® Recycling kennzeichnet Produkte, die zu 100 % aus Recyclingmaterial bestehen.
In unserem Onlineshop findet Ihr viele verschiedene Papiere mit diesem FSC®-Zertifikat. Stöbert gerne mal durch die Kategorie Recyclingpapiere.
In weiteren Blogbeiträgen werden wir Euch auch andere Label vorstellen und dabei auf Schwäne und blaue Engel treffen und den Unterschied zwischen ECF und TCF klären.
Schreibt uns, welche nachhaltigen Papiere Ihr einsetzt und welchem Label Ihr dabei vertraut.