Wie umweltfreundlich oder nachhaltig ein Papier ist, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Manchmal sind die gar nicht so leicht zu überblicken. Um Euch die Auswahl zu erleichtern, haben wir einiges Wissenswertes zum Thema nachhaltige Papiere zusammengestellt.
Außerdem möchten wir Euch einige unserer liebsten Recyclingpapiere vorstellen. Mit unserem Graspapier und dem Crush Feinpapier könnt Ihr zudem innovative Produkte aus alternativen Rohstoffen entdecken!
Umweltverträglichkeit & Energieeffizienz im Fokus
Die Papierindustrie setzt viel daran, die Herstellungsprozesse zu optimieren. Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz spielen heute bei der Papierproduktion eine große Rolle. Eine der größten Herausforderungen ist seit jeher die Rohstoffbeschaffung von Holzschliff und Zellwolle aus Frischholz. Die Verwendung von Frischholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern hat sich weitestgehend durchgesetzt und wird mit den Zertifikaten FSC und PEFC dokumentiert.
Wichtiges Prozessmaterial in der Papierindustrie ist Wasser. Während zu Beginn der 20. Jahrhunderts der Frischwasserbedarf noch enorm war, werden heute mehr als 90 % der benötigten Wassermengen eingespart – durch Wiederaufbereitung und geschlossene Wasserkreisläufe.
Die Papierindustrie ist auch darum bemüht, die in der Zellstoffgewinnung eingesetzten Mittel zurückzugewinnen. Bei der Verbrennung von Reststoffen freigesetzte Energie wird zur Dampferzeugung genutzt. Chemische Anteile werden über Rückgewinnungsverfahren wieder in Einsatzchemikalien umgewandelt. Organische Reststoffe aus der Papierproduktion werden zu Kompost verwertet und als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet. Der benötigte Strom wird teils von den Fabriken in Eigenregie erzeugt.
Materialzusammensetzung – Weniger Frischholz, mehr Recyclinganteil
Um die Wälder zu schonen und lange Importwege, die mit hohen CO2-Emissionen einhergehen, zu reduzieren, setzt die Papierindustrie heute immer mehr auf Altpapier. Viele Papiere enthalten neben Zellstoff aus Frischholz auch einen Anteil Sekundärfasern. Diese werden aus wiederverwertetem Altpapier, Karton und Pappe gewonnen. Der recycelte Anteil kann variieren; bei Papier Direkt führen wir Papiere mit 30 % bis 100 % Recyclinganteil. Je größer die Menge an verwendetem Altpapier, desto stärker werden die Holzreserven geschont. Besonders nachhaltig sind Recyclingpapiere aus 100 % Altpapier. Ein weiterer Vorteil: In der Produktion von Recyclingpapier werden erheblich weniger Wasser und Energie als für die Herstellung von Frischfaserpapieren benötigt.
Recyclingpapier – Nachhaltig und besser als sein (veralteter) Ruf
Bei Recyclingpapieren bzw. Papieren mit Recyclinganteil lassen sich heutzutage keinerlei Qualitätsunterschiede zu Frischfaserpapieren mehr feststellen. Dennoch halten sich Jahrzehnte alte Vorurteile in den Köpfen mancher Leute. Meistens geht es dabei um Themen wie Haltbarkeit, Weißgrad oder den Preis.
Längst ist jedoch erwiesen: In Sachen Lebensdauer stehen nachhaltig produzierte Recyclingpapiere dem Frischfaserpapier in nichts nach. Nach heutigem Kenntnisstand haben sie eine Haltbarkeit von rund 100 Jahren.
Recyclingpapier ist auch nicht unbedingt dunkler als Papier aus Frischholzfasern. Angeboten wird es in 60er bis 100er Weiße. Aus ökologischer Sicht gilt: Papier sollte nur so weiß wie nötig ausgewählt werden, denn mit höherer Weiße gehen aufwändige Aufbereitungsschritte einher. Die verwendeten Recyclingmaterialen kommen schließlich in unterschiedlichen Farben und Verarbeitungsstufen daher.
Selbst der Preis spricht nicht gegen Recyclingpapier. Im Durchschnitt ist es heute nicht teurer als Frischfaserpapier. In 100er Weiße ist Recyclingpapier knapp 10 % teurer als Frischfaserpapier, Papiere mit 90er Weiße kosten ungefähr das gleiche. In 70er und 80er Weiße kosten A4-Recyclingpapiere jedoch 5-10 % weniger als vergleichbare Frischfaserpapiere.
Bleichverfahren – Geringere Umweltbelastung durch schadstoffarme Bleiche
Zellstoff muss gebleicht werden, um für die Herstellung von grafischen Papieren geeignet zu sein. Seit Ende der 80er Jahre wird Zellstoff in Deutschland und vielen weiteren Ländern nicht mehr mit elementarem Chlor gebleicht. Dieses war für die Entstehung von schwer abbaubaren Stoffen verantwortlich, die lange in der Umwelt verblieben. Stattdessen kommen ECF-Bleiche (chlorarme Bleiche) und TCF-Bleiche (chlorfreie Bleiche) zum Einsatz. Bei der ECF-Bleiche wird weniger umweltbelastendes Chlordioxid statt elementarem Chlor eingesetzt. Die TCF-Bleiche verzichtet vollständig auf Chlorverbindungen und verwendet unbedenkliche Sauerstoffverbindungen zum Bleichen des Zellstoffs.
Zertifizierungen – Umweltfreundlichkeit sichtbar gemacht
FSC® und PEFC™ – Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft
Um den Bedarf an Frischholz für die Papierindustrie unter naturschonenden Gesichtspunkten zu decken, braucht es ein weltweites System für die ökologische Bewirtschaftung von Wäldern. Ziel des FSC® (Forest Stewardship Council®) und des PEFC™ (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) ist es, Wälder weltweit vor Raubbau und Zerstörung zu schützen. Durch Bewirtschaftungsstandards sollen sie nachhaltig erhalten werden. Die Zertifikate der Non-Profit-Organisationen zeichnen Produkte aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft aus. Damit der Verbraucher die Label auf der Verpackung zu sehen bekommt, müssen sowohl Waldfläche als auch alle weiterverarbeitenden Betriebe der Produktionskette zertifiziert sein.
Während PEFC™ ganze Regionen zertifiziert, werden vom FSC® die einzelnen Waldbesitzer und Unternehmen von unabhängigen Prüfern unter die Lupe genommen. Wenn sie den Richtlinien entsprechen, erhalten sie das Zertifikat. Nach der Vergabe stellt eine jährliche Prüfung sicher, dass alle Betriebe auch langfristig nachhaltig wirtschaften.
Für eine genaue Kennzeichnung der Produkte bietet das FSC®-System drei Label-Arten:
- FSC 100% – Das Material der ausgezeichneten Produkte stammt zu 100 % aus zertifizierten Wäldern.
- FSC Mix Label – Die Produkte bestehen zu mindestens 70 % aus FSC-zertifizierten Materialien oder Recyclingmaterial.
- und FSC Recycling – Das Label kennzeichnet Produkte, die zu 100 % aus Recyclingmaterial bestehen.
Zertifikate für nachhaltiges Holz – hier findet Ihr weiterführende Infos.
Blauer Engel – Nachhaltig & 100 % Altpapier!
Vom Bundesinnenminister und den Umweltministern 1978 ins Leben gerufen, war der Blaue Engel das erste Umweltsiegel und wurde in den kommenden Jahrzehnten Vorbild für zahlreiche internationale Umweltzeichen.
Hersteller von nachhaltig produziertem Recyclingpapier können sich für das entsprechende Siegel der Bundesregierung bewerben. Die vom Umweltbundesamt beauftragte RAL gGmbH prüft dann anhand strenger Kriterien. Sie vergibt das Zertifikat erst nach Vorlage bei einer Jury, die das letzte Wort bei der Vergabe hat. Die Jury besteht aus Vertretern von Umwelt- und Verbraucherverbänden, Gewerkschaften, Industrie, Handel, Handwerk, Wissenschaft, Medien, Kirchen, Kommunen und Bundesländern.
Die Nutzung des Siegels und die gleichbleibende Qualität der Produkte werden dann jährlich überprüft.
Recyclingpapiere mit dem Umweltzeichen Blauer Engel garantieren dem Verbraucher, dass er ein Produkt aus
100 % Altpapier kauft. Bei der Herstellung sind zudem der Einsatz von Chlor, optischen Aufhellern oder halogenierten Bleichmitteln verboten.
Mehr Infos: Blauer Engel – Ein Zeichen für den Umweltschutz.
Dürfen wir vorstellen? Unsere liebsten Recyclingpapiere
Die ökologischen Vorteile von Recyclingpapieren und anderen nachhaltigen Papieren sind immens. Aber wie und wo findet man nun umweltfreundliche Produkte?
Im Folgenden haben wir eine Auswahl an Recyclingpapieren und Papieren mit Recyclinganteil für unterschiedliche Anwendungsbereiche zusammengestellt. Klickt Ihr auf die Überschriften, gelangt Ihr jeweils zu einem Blogartikel, in dem wir Euch das entsprechende Papier ausführlich vorstellen und Inspiration zur Verwendung liefern.
Übrigens: Alle Papiere könnt Ihr mithilfe unserer Probepäckchen testen! Sie enthalten unbedruckte Papiermuster, je nach Sorte auch passende Karten und Hüllen. So könnt Ihr Euch vorab ein Bild von Beschaffenheit, Qualität, Farbe und Verarbeitungseigenschaften machen, um das perfekte Papier für Euer nächstes Projekt zu finden.
Businesspapier Jupp Weiß Recycling
Jupp Weiß Recycling ist wie der Kölner sagt „ech Öko“. Das Recyclingpapier besteht aus 100 % Altpapier, in der Herstellung kommen chlorfreie Bleiche und Energiegewinnung durch Dampferzeugnisse aus Biomasse zum Einsatz. FSC® Zertifizierung und das Siegel Der blaue Engel prämieren diese Bemühungen. Mit Jupp Weiß Recycling wählt Ihr ein umweltverträgliches Papier, das hervorragende Druckeigenschaften bietet.
Feinpapier Hatari
Die Papiersorte aus dem Hause MAY+SPIES besteht zu 75 % aus Recyclingfasern. Durch den Verzicht auf eine Chlorbleiche wird die umweltfreundliche Ausrichtung konsequent fortgesetzt. Das FSC® Mix zertifizierte Feinpapier eignet sich zum Beispiel für die geschäftliche Korrespondenz und Angebote. Aus dem Karton könnt Ihr zum Beispiel Karten oder Deckblätter herstellen. Mit seiner natürlichen Färbung ist Hatari ein beständiger Partner im Papiermix. Farbe und Oberfläche bieten anderen Papiersorten eine feine, aber stabile Basis.
Imagepapiere der Countryside Familie
Die Papiersorten Countryside Mineral, Countryside Mistral und Countryside Natur sind wunderbar unaufgeregte, gleichzeitig effektvolle Naturpapiere. Wir lieben sie im Einsatz für Einladungen, elegante Broschüren und Prospekte. Countryside Mistral und Countryside Mineral in den Farben Kreide und Kalkstein sind 100 % Recyclingpapier (FSC® Recycling Label), die übrigen Papiere haben einen Recyclinganteil von 30–50 % (FSC® Mix Label).
Munken Designpapiere
Für die edlen Papiere Munken Lynx, Munken Polar und Munken Pure werden Rohstoffe aus nachhaltig bewirtschafteten Nutzwäldern verwendet (FSC® Mix Zertifizierung). Die umweltverträgliche Produktion an der schwedischen Küste ist beständig auf die Verbesserung der Emissionswerte in Wasser und Luft sowie Energieeinsparung bedacht. Das ungestrichene Papier bietet sehr gute Druck- und Laufeigenschaften. Neben dem Einsatz als Geschäftspapier eignet es sich auch hervorragend für kreative Arbeiten, wie Skizzen und Bleistiftzeichnungen.
Recycling-Druckpapiere – DCP Green & Evercolor
Mit den Papieren DCP Green und Evercolor bietet Clairefontaine hochwertige Druckpapiere für Verwender mit ökologischen Ansprüchen. Die Papiere sind zu 100 % recycelt und folglich mit dem Blauen Engel sowie als FSC® Recycling Qualität zertifiziert. DCP Green trägt zusätzlich das EU-Ecolabel, das es als besonders umweltverträglich prämiert.
Kraftpapier Muskat
Das Kraftpapier Muskat besteht zu 100 % aus Altpapier und trägt das FSC® Recycling Label. Seinen Recyclingcharakter zeigt dieses Papier mit Stolz – der braune Farbton und die etwas raue Oberflächenbeschaffenheit vermitteln auch optisch Nachhaltigkeit. Unternehmen, die für Natürlichkeit und Umweltfreundlichkeit stehen, treffen mit dem Muskat Kraftpapier eine hervorragende Wahl.
Nachhaltige Papiere aus alternativen Rohstoffen
Seit Jahrzehnten forscht und arbeitet die Papierindustrie an noch mehr Nachhaltigkeit in der Papierherstellung. Und mittlerweile zeigt sich: Der Anspruch an ein ökologisches Papier kann sogar mehr als chlorfreie Bleiche und der Verzicht auf Urwaldhölzer sein.
Zum Abschluss möchten wir Euch zwei innovative Papiere, bei deren Herstellung ganz neue Wege im Hinblick auf Nachhaltigkeit beschritten worden sind, von Herzen empfehlen:
Graspapier – natürlich & nachhaltig
Für die Herstellung von Graspapier wird 40 % konventioneller Zellstoff aus Holz durch Grasfasern ersetzt. Die ökologischen Vorteile sind vielfältig: Gras enthält deutlich weniger Lignin als Holz. Dieses muss aus Holzfasern aufwendig herausgewaschen werden, um ein Vergilben des Papiers zu verhindern. Durch die Verwendung von Grasfasern werden Wasser und Energie eingespart.
Außerdem gibt es auch einen logistischen Vorteil: Das Gras stammt von Brach- und Ausgleichsflächen. Graspapier fördert die nachhaltige Nutzung dieser Flächen und die Biodiversität. Gemäht wird von Bauern aus der Region – der Import von Holz über große Entfernungen entfällt, sodass CO2-Emissionen reduziert werden.
Graspapier ist ein wunderbares Naturpapier in zartem Grüngelb. Die Grasfasern verleihen der Oberfläche nicht nur die Farbe und die prägnanten Einschlüsse, sondern auch eine angenehm natürliche Haptik (und mmh – einen leichten Duft nach Heu). Graspapier ist ein fabelhaftes Corporate Paper für Unternehmen, die den Nachhaltigkeitsgedanken oder die Arbeit in der Natur in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen.
Tipp: Für alle Papeterie-Liebhaber haben wir auch direkt Graspapier Karten ins Sortiment aufgenommen.
Crush – Feinpapier mit hervorragender Ökobilanz
Zitrusfrüchte, Mandeln, Kiwis, Oliven und Trauben als Rohstoffe für die Papierherstellung? Ja, das geht! Der italienische Hersteller Favini ist einen wunderbar unkonventionellen Weg gegangen und verwendet in der Herstellung von Crush Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie. Statt als Füllstoff in Tierfutter oder gar auf der Deponie zu landen, werden die Abfallstoffe sinnvoll genutzt. Gleichzeitig verringern sie die Belastung der Wirtschaftswälder.
15 % des Rohstoffs für das nachhaltige Papier werden durch die organischen Reststoffe ersetzt. Zusätzlich werden 40 % Recyclingpapier verwendet, die restlichen 45 % Frischfasern stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern mit FSC-Zertifikat. Die Produktion erfolgt mit 100 % grüner Energie!
Mandeln, Oliven & Co sind nicht nur Rohstoff, sondern prägen auch die sechs natürlichen Farbnuancen von Crush. Vielfältig einsetzbar, ist es ein wunderbares Imagepapier für Brandings mit ökologischem Fokus, Floristen, Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, Speisekarten und die persönliche Papeterie.
Was ist Euer liebstes umweltfreundliches Papier und warum? Habt Ihr Recyclingpapier im Einsatz und konntet Ihr schon einmal Papier aus alternativen Rohstoffen in den Händen halten?
Wir freuen uns auf Eure Erfahrungen!