Im Mai hatten wir Roberta Bergmann im Interview. Damals haben wir mit der Autorin und Künstlerin über den Kreativen Flow und ihr Buch zu diesem Thema gesprochen. Roberta hat eine Menge Tipps gegeben, wie man Kreativblockaden lösen kann und allen Kreativschaffenden Mut gemacht, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, wenn es mal nicht sofort fluppt, mit den kreativen Einfällen.
Heute blicken wir mit Euch in zwei weitere Bücher von ihr, die sich an Menschen richten, die gerade am Anfang ihrer kreativen Karriere stehen. Außerdem hat Roberta eines ihrer Kreativprojekte daraus für Euch zum Nachmachen umgesetzt.
Ihr wollt mehr wissen? Dann herein spaziert….
Allein in Deutschland gibt es knapp 70 Bachelor-Studiengänge mit einem designorientierten Schwerpunkt. Hinzu kommen zahlreiche Ausbildungsberufe wie Mediengestalter, Bühnenmaler, Raumausstatter, Maskenbildner, Schneider und alle möglichen anderen kreativen Berufe.
Im Buch Die Grundlagen des Gestaltens finden Berufsschüler:innen und Studierende künstlerischer und gestalterischer Fachrichtungen Basiswissen und praktische Anwendungsaufgaben. Die Praxisteile beginnen jeweils mit einem gut verständlichen theoretischen Einstieg. Die nachfolgenden Übungen dienen dazu, sowohl das Auge als auch die manuellen Fähigkeiten zu schulen. Das Standardwerk ist mittlerweile in 3. Auflage erschienen.
Perfekt ergänzt wird es durch Die Praxis des Gestaltens. Dabei handelt es sich um eine Sammlung an kreativen Übungen. Diese sollen natürlich Spaß machen, gleichzeitig aber auch für Praxis in den Sparten Gestaltung, Grafikdesign und Illustration sorgen.
Beide Bücher werden von Dozenten und Lehrenden regelmäßig auf Literaturlisten für Studenten und Berufseinsteiger empfohlen. Wir freuen uns besonders, dass Roberta heute bei uns eine dieser Praxisaufgaben aus dem Buch Die Praxis des Gestaltens für Euch genau beleuchtet.
How-to: Wie entsteht die “Rhytmische Schnipselcollage”?
Die Aufgabe „Rhythmische Schnipselcollage“ aus dem Buch „Die Praxis des Gestaltens“ lautet wie folgt:
Legen Sie sich eine Serie von vier Collagen im DIN A6-Postkartenformat an, die alle zur selben Bildfamilie gehören (eine Bildreihe, eine sich verändernde Komposition mit den gleichen oder ähnlichen Bildelementen). Die Collage erstellen Sie aus gefundenen oder alten Restmaterialien (Verschnittmaterial, nicht verwendeten Schnipseln, alten Zeitungen, Tonpapier, Klebebändern, Transparentpapier, Packpapier, Geschenkpapier u. ä.). Hier können Sie wunderbar Reste recyceln! Sortieren Sie vorab die Materialien nach Ähnlichkeit. Verwenden Sie nicht zu viele verschiedene Materialien (denn Sie müssen Sie in jedem der vier Bilder wiederholen), aber in jedem Fall mindestens drei.
Ordnen Sie die Materialien nun viermal zu einer rhythmischen Schnipselcollage an.
Bleiben Sie abstrakt. Die Schnipsel können Sie reißen, schneiden und anschließend kleben, tackern, leimen.
Als Material habe ich mich für meine Umsetzung komplett aus dem Sortiment von Papier Direkt bedient. Ich kann empfehlen, für die DIN A6-Hintergründe stärkere Grammaturen zu wählen (wie eine Postkarte, ab 170 g) und für die Collagen auf dem Untergrund dann wiederum leichtere Papiere (z. B. 90 – 150 g).
Ich habe mit folgenden Papieren gearbeitet: Jade, Metallic gebürstet, Tintoretto Ceylon, Ultra Neon Plakatpapier, Graspapier, Transparent Farbig und Hot Colors Pink. Wann ich welches Papier genutzt habe, zeige ich im Folgenden.
Ich habe mich entschieden, die Aufgabe dreimal mit verschiedenen Papieren anzugehen. Bei jeder Umsetzung (4 x ein DIN A6 als Serie) habe ich ein Papier zusätzlich mit einem Muster bezeichnet. Dafür habe ich einen Acrylmarker verwendet. Die Muster sind dabei spontan entstanden und ich wollte einen möglichst hohen Kontrast zum bezeichneten Papier erhalten.
Serie 1
Bei der ersten Serie habe ich als Hintergrund das Jade gestreift in DIN A6 verwendet und darauf gearbeitet. Das Tintoretto Ceylon in Bordeaux habe ich mit einem Neon-Acrylmarker gepunktet und anschließend mit der Schere geschnitten.
Das verwendete gelbe Transparentpapier habe ich ausschließlich gerissen. Ich habe vorher noch nie mit Transparentpapier collagiert und muss sagen, das gefällt mir sehr! Die Durchlässigkeit generiert einen schönen Effekt, welcher der Komposition Tiefe und Leichtigkeit suggeriert. Als viertes Papier kam das Ultra Neon Plakatpapier in Neongelb zum Einsatz, welches auch gut mit dem selbstgezeichneten Neon-Punktmuster korrespondiert.
Die Komposition der vier Karten wollte ich dann bewusst mit unterschiedlichen Formen umsetzen. Eine Karte enthält z. B. viele kreisartige bzw. runde Elemente, eine andere hat spitze Formen (die Negativformen der Kreise, eigentlich Papierabfall, als ich die Kreise ausgeschnitten hatte), eine Karte hat geometrisch-rechtwinklige Formen usw. Zusammengehalten und als Serie erkennbar, werden alle vier Karten durch den Einsatz der gleichen Materialien.
Serie 2
Die zweite Serie entstand auf Hot Colors Pink und wirkt sehr warm und kräftig durch den Hintergrund. Als Musterpapier wählte ich das Tintoretto Ceylon Weißherbst (Rosé) und bezeichnete es mit hellblauen Strichen. Als drittes Papier kam wieder ein Neonpapier zum Einsatz, ich liebe Neon! Diesmal das Ultra Neon Plakatpapier in Neonpink. Als Transparentpapier habe ich mich nochmal für das Gelbe aus der ersten Serie entschieden und wieder gerissen.
Man muss schon darauf achten, wenn man collagiert, dass es nicht ins Gegenständliche rutscht, wenn das nicht die Vorgabe ist. Vielleicht sieht man, dass mir das in dieser Serie nicht immer gelungen ist. Zu verlockend war die Idee von wachsenden Formen.
Serie 3
Die dritte Serie ist meine Lieblingsserie. Ich mag die eher kühlen Farbkombinationen aus dem Graspapier als Hintergrund, dem Metallics gebürstet in der Farbe Cognac (es sieht aus wie Kupfer!), dem gelben Ultra Neon Plakatpapier und dem blauen Transparentpapier.
Die Kompositionen wirken durch ihre Farbkombination frisch und fröhlich, obwohl die Formen nicht immer simpel, sondern auch mal komplexer aufgebaut sind. Das Transparentpapier habe ich wieder gerissen (eine Regel, die sich durch alle drei Umsetzungen durchzieht), daher wirkt es sofort organisch, wolkig und fließend.
Für die Umsetzung habe ich etwa 30 – 45 Minuten pro Serie gebraucht. Dazu kam etwa eine halbe Stunde Vorbereitungszeit (Papier auswählen, alles bereitlegen und die Kamera aufbauen).
Auf meinem Instagram-Kanal @derkreativeflow sind auch die Making-of-Videos zu meinen Serien der „Rhythmischen Schnipselcollage“ zu finden! Schaut gern mal dort vorbei. Und für mehr Anregungen kauft gern meine Sachbücher aus dem Haupt-Verlag, die alle zusammen über 120 Aufgaben zum Selbermachen enthalten! Und ja, oft dreht es sich dabei um Gestaltung auf und mit Papier.
Neben Design-Studenten und Kreativschaffenden sind auch die Laien und Hobbykünstler unter Euch, die sich für Gestaltungsgrundlagen, Muster, Formen oder die Komposition von Text und Bild interessieren, mit den beiden Büchern bestens versorgt.
Die Bücher findet Ihr auf der Webseite von Roberta Bergmann und auf der Webseite des Haupt Verlag
Roberta ist natürlich auch auf Instagram und ihre Kunstwerke findet ihr auf robertabergmann.art
Fotos Schnipselcollage & Materialien: © Roberta Bergmann