Künstlerportrait Andy Warhol: Pop-Art Superstar & Serientäter

Titelbild zum Andy Warhol Künstlerportrait

In diesem Monat wäre Andy Warhol 95 Jahre alt geworden. Er hat aber so viel Alarm gemacht, dass seine 58 Lebensjahre ausreichten, um seine Person und sein Werk fest in den Köpfen der Menschen zu verankern.

Revolutionär, Superstar, Ikone, Serientäter, Anti-Künstler… sind nur einige der Begriffe, die ihm zugeordnet werden. Was in jedem Fall feststeht: Mit seinen Suppendosen, Schuhen, Blumen, Kühen und Porträts von Filmstars und Musikgrößen ist er in die Kunstgeschichte eingegangen.

Wer war Andy Warhol?

Andy Warhol (1928-1987) war ein amerikanischer Künstler und einer der Hauptvertreter der Pop-Art. Zunächst als erfolgreicher Werbegrafiker in New York tätig, brachte er es auch als bildender Künstler zu weltweiter Anerkennung. Seine Motive malte er in leuchtenden Acrylfarben, mit dem Siebdruck revolutionierte er eine der bis heute beliebtesten Darstellungsformen der Pop-Art.

Sein Magazin „Interview“ war die Blaupause für heutige Lifestyle-Zeitschriften, er konzipierte Multimediashows und Theaterstücke, produzierte die experimentelle Rockband „The Velvet Underground“ und hinterlässt ein umfangreiches Gesamtwerk, das von Grafiken und Gemälden bis hin zu Büchern und Filmen reicht.

Leben

Kindheit & Jugend

Andy Warhol kommt am 06. August 1928 im US-amerikanischen Pittsburgh, Pennsylvania zur Welt. Er ist das vierte Kind von Ondrej Varhola (amerikanisiert zu Warhola) und Julia Justyna, die aus der heutigen Slowakei nach Amerika immigriert waren.

Übrigens: Geboren wurde Andy Warhol als Andrej Warhola. Anfang der 1950er Jahre veröffentlicht eine Zeitschrift frühe Zeichnungen von ihm, die er mit „Andy Warhol“ signiert. Von nun an bleibt er bei dem Namen. Auch sein Geburtsdatum nimmt Andy Warhol nicht so genau. Er verjüngt sich gerne mal um zwei oder fünf Jahre.

Die ersten Jahre wächst Andy Warhol im Armenviertel Soho auf. Mit acht Jahren wird er schwer krank. Er muss viel Zeit im Bett verbringen, liest Comics, interessiert sich für Filme, schneidet Papierfiguren aus, beginnt zu zeichnen und entdeckt so schon als Kind seine künstlerische Neigung. Er entwickelt außerdem eine Pigmentstörung, wegen der man ihn lange Zeit für einen Albino hält.

Werdegang

Nach der Schule absolviert Andy Warhol eine Ausbildung zum Schaufensterdekorateur. Anschließend lässt er sich vier Jahre lang am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh zum Grafiker ausbilden, seinen Abschluss macht er in den Sparten Malerei und Design.

1950 geht er nach New York, dem Zentrum der Werbung, die gerade zum Massenphänomen avanciert. Mehrere Jahre verdient er sein Geld als Werbegrafiker, Illustrator (unter anderem für die „Vogue“ und „Harper’s Bazaar“), Schaufenstergestalter und auch mal mit Verkaufsjobs als Straßenhändler für Obst und Gemüse.

Schon nach zwei Jahren in der Stadt findet Andy Warhols erste Ausstellung statt. Er lässt sich seine Haare hell färben – was zu seinem persönlichen Markenzeichen wird – und steckt in den folgenden zehn Jahren seine gesamte Energie in seine berufliche und künstlerische Entwicklung.

Bereits 1956 stellt er als Grafiker im Museum of Modern Arts aus. Er entwickelt die „drop and dripping“ Technik, dann seinen Siebdruck und gehört Ende der 1950er Jahre zu den bestbezahlten Grafikern in New York.

Die Stadt ist zu dieser Zeit jedoch nicht nur Werbezentrum, sondern auch eine Hochburg zeitgenössischer Kunst. Andy Warhol will zu den gefeierten Künstlern gehören und beginnt auf Leinwand zu malen. Er wählt alltägliche, aus der Werbeszene vertraute Motive, Hollywoodstars und andere berühmte Persönlichkeiten, die er im Comic-Stil abbildet. Schnell merkt er aber, dass bekannte Kollegen ihm in diesem Metier voraus sind, und konzentriert sich auf den Siebdruck.

1962 gründet Andy Warhol das erste seiner legendären, „Factory“ genannten Ateliers. In den Fabrikgebäuden trifft sich das Who is who der kreativen Szene New Yorks. Unter anderem gehen Stars wie Mick Jagger, Jim Morrison und Bob Dylan, Salvador Dalí und Marcel Duchamp ein und aus.

Gemeinsam mit Freunden und Mitarbeitern fertigt Andy Warhol in der Factory Siebdrucke im großen Stil, veranstaltet Multimedia-Happenings, produziert die Rockgruppe The Velvet Underground und kuriose bis groteske Filme.

In „Cow“ verleiht Andy Warhol 1966 einem ländlichen Motiv mit simplem Color-Blocking eine schrille Strahlkraft. Zusammen mit der Kunstpostkarte leuchten hier Colorplan Hot Pink und Factory Yellow, kombiniert mit einem Akzent von Ebony / Schwarz, um die Wette.

Das Attentat auf Andy Warhol

Regelmäßig thematisieren die Medien Andy Warhol und das exzentrische, mit Prominenten gespickte Treiben in der Factory. Am 03. Juni 1968 erreicht die Berichterstattung über ihn jedoch einen ganz anderen Höhepunkt.

Vermutlich waren es seine teils anstößigen Filme, die Valerie Solanas Wut auf Andy Warhol richteten. Die radikale Feministin versucht ihn im Fahrstuhl der Factory mit einem Revolver zu erschießen. Der dritte Schuss trifft Andy Warhol in die Brust und er wird bei der Ankunft im Krankenhaus für klinisch tot erklärt. Doch er hat Glück: In einer mehrstündigen OP kann sein Leben gerettet werden, nach zwei Monaten wird er entlassen.

Auf die Umstände hätte Andy Warhol sicher gern verzichtet, dennoch eröffnet ihm das Drama um das Attentat die Aufmerksamkeit, die er sich immer erträumt hat. Das Mediengewitter ist gewaltig und hebt seinen Wert auf dem Kunstmarkt um ein Vielfaches. Die Summen, für die seine Werke verkauft werden, steigen in ganz neue Sphären und Andy Warhol wird zum Superstar der Pop Art.

1985 erstellt Andy Warhol das Portfolio „Reigning Queens“ mit insgesamt 16 Siebdruckportraits von vier herrschenden Königinnen. Diese Kunstpostkarte zeigt „Queen Elizabeth II of the United Kingdom (FS II.334)“.

Am 22. Februar 1987 stirbt Andy Warhol mit 58 Jahren unerwartet an den Komplikationen einer Gallenblasenoperation in einem New Yorker Krankenhaus.

Das (künstlerische) Werk von Andy Warhol

„Drop and dripping“

Mit Anfang 20 konzentriert sich Andy Warhol auf Aufträge aus der Werbung, denn in der Branche lässt sich am besten Geld verdienen. Die Anfertigungen kosten ihn aber auch eine Menge Zeit, sodass Warhol seine erste Vervielfältigungstechnik entwickelt: Er zeichnet seine Motive mit Tusche und Tinte, um sie dann mit einem feuchten Löschpapier auf ein neues Blatt zu übertragen. Mit dem „drop and dripping“ Verfahren erstellt er Motive für Magazine und Zeitungen, Grußkarten und Werbegeschenke.

Seine „Coloring Partys“, zu denen er Freunde einlädt, um die Motive farbig auszumalen, sind die ersten Vorboten seiner fabrikmäßigen Produktion von Kunst per Siebdruck, die er später in seiner Factory verwirklicht.

Andy Warhol als Maler

Eine künstlerische Ausbildung durchläuft Andy Warhol nicht. Vielmehr entwickelt er sein künstlerisches Schaffen aus seiner Erwerbstätigkeit heraus. Der Erfolg als Werbegrafiker genügt ihm nicht, er möchte auch Aufmerksamkeit als Maler genießen. Er bringt vertraute Motive aus der Populärkultur, Comic- und Cartoon-Welt im Pop-Art-Stil auf die Leinwand, merkt aber schnell, dass er damit seiner Zeit nicht voraus ist. Mit Roy Lichtenstein und Robert Rauschberg gibt es bereits andere Vorreiter der Kunstrichtung in der Malerei.

Übrigens: Andy Warhol hat schnell einen Gegenentwurf parat: Er beginnt, dem Bild des klassischen Künstlers seine Selbstbezeichnung als „Business Artist“ entgegenzusetzen. Anders als ein autonomer Kreativer, der seine Motive selbst bestimmt, wird er zum Künstler, der permanent zu Diensten erscheint. Eine Zeit lang malt er kurzerhand jeden, der bereit ist ihm für ein Porträt 25.000 Dollar zu zahlen…

1962 bestückt er seine erste Einzelausstellung mit 32 fast identisch aussehenden Bildern von Suppendosen. Er bringt die „Campbell’s Soup Cans“ in 32 Geschmacksrichtungen als nahezu identische Motive auf die Leinwand und untergräbt damit die Idee der Malerei als Medium der Erfindung und Originalität.

Viele Besucher der Ausstellung sind über die Massenabbildung des Massenkonsumgegenstands irritiert. Kunstkritiker:innen debattieren heftig über Warhols Suppen und nur fünf Personen interessieren sich für den Kauf eines der (mit nur 100 Dollar angesetzten) Werke. Im Rückblick markieren die Soup Cans jedoch Andy Warhols ersten Schritt zum großen künstlerischen Durchbruch.

Die Serie geht am Ende für 1000 US-Dollar, zahlbar in 10 Raten, an den weitsichtigen Galeristen Irving Blum. 1996 zahlt ihm das Museum of Modern Art 15 Millionen für die 32 Bilder.

Hier seht Ihr zwei Kunstpostkarten mit Soup Cans von Andy Warhol auf farblich passenden Papieren. Motivwiederholung und überdimensionale Abbildung sind charakteristische Merkmale der Pop-Art.

Übrigens: Was ist Pop-Art?
Die Pop-Art (kurz für „popular art“) entstand Mitte der 1950er Jahre fast zeitgleich in Großbritannien und Amerika. In den 60er Jahren erreichte sie ihren Höhepunkt. Die moderne Kunstrichtung war der Gegenentwurf zum abstrakten Expressionismus, der in Europa vorherrschte. Sie verbindet Kunst und Alltag über triviale Motive, die aus Medien, Werbung und der Populärkultur bekannt sind. Viele Pop-Art-Künstler verwenden Vorlagen aus Zeitungen und Zeitschriften, Comic-Heften und Fotografien für ihre Werke und setzen sie in einen neuen Kontext. Mit plakativ-flächigen Gestaltungen, einer illustrativen Maltechnik und extremer Farbigkeit machen sie Massentaugliches zu Kunst. Häufig mit einem ironischen Unterton, der als Kritik an der Konsumgesellschaft begriffen werden kann.

Siebdruck

Anfang der 60er Jahre macht sich Andy Warhol mit dem Siebdruck vertraut. Das soll ihn künftig zu einem der bedeutendsten Vertreter der Pop-Art machen. Er erkennt die Technik, welche zu dieser Zeit ausschließlich in der Gebrauchsgrafik (zum Beispiel zur Produktion von Werbeplakaten) eingesetzt wird, als künstlerisches Mittel. Die serielle Produktion von Motiven mittels des Siebdrucks wird durch seinen Einfluss zu einer der beliebtesten Darstellungsformen der Pop-Art.

Ausgehend von seinem früheren „drop and dripping“ Verfahren hebt Andy Warhol seine Vervielfältigungstechnik mit dem Siebdruck auf ein neues Level. Er kann seine Motive nun beliebig oft reproduzieren. Dieser Ansatz gipfelt später in der Massenproduktion von Siebdrucken in seiner „Factory“, für die er viele Angestellte beschäftigt.

Sein Credo lautet: „I don’t think art should be only for the select few, I think it should be for the mass of the American people.”

Er verwendet alles aus der Populärkultur, das sich in irgendeiner Form glamourös darstellen lässt. Auf Suppenkonserven folgen Marilyn Monroe, James Dean, Elvis Presley, Liz Taylor, die Mona Lisa… und viele weitere Marilyns. Die Werke werden zum Inbegriff der Pop-Art, ihre Massenherstellung bringt ihm einen durchschlagenden Erfolg ein.

Diamond Dust Shoes ist eine der bekanntesten Serien von Andy Warhol. Sein erster Job nach dem Studium war für einen Schuhhersteller, Frauenschuhe blieben in seiner künstlerischen Karriere eines seiner liebsten Motive. Die Diamond Dust Shoes von 1980 bestechen durch die bahnbrechende Hinzufügung von Diamantenstaub zu Warhols etablierter Siebdrucktechnik.

Nachlass & Interpretation

Den Siebdruck „The Marilyn Diptych“ stellt Andy Warhol in den Wochen nach Marilyn Monroes Tod fertig. Auf 145 x 205 Zentimetern zeigt er 50 Wiederholungen eines Standbilds aus dem Film Niagara. 2004 wird das Bild von 500 Künstlern, Kunstkennern und Kritikern in einer Umfrage des „Guardian“ zum dritteinflussreichsten Werk der zeitgenössischen Kunst erklärt.

Seine „Blue Marilyn“ ist das am teuersten versteigerte Bild des 20. Jahrhunderts. Im Mai 2022 wurde es für unglaubliche 195 Millionen US-Dollar bei Christie’s verkauft.

Den Großteil seines Vermögens vermacht Warhol der Andy Warhol Foundation for Visual Art, deren Gründung er vor seinem Tod testamentarisch bestimmt hatte. Damals schätzt das New York Magazin es auf 100 Millionen Dollar, spätere Schätzungen belaufen sich auf 600 Millionen Dollar.

Beeindruckend ist aber auch Andy Warhols immaterielles Erbe. Kunstexpert:innen debattieren bis heute darüber, ob er die „Industrie“ seiner Pop-Art nur erschuf, um möglichst großen finanziellen Gewinn zu machen, oder ob er mit seiner Pop-Art die Konsumkultur kritisierte. Vielleicht hat er sie aber auch gefeiert und sein Ziel war die Aufhebung der Grenzen zwischen autonomer und trivialer Kunst?

In jedem Fall können bis heute selbst Menschen ohne jeden Zugang zur Kunst seinen Namen mit bunten Siebdrucken in Verbindung bringen.

Auch die Visitenkarte von Andy Warhol ist ein kleines Kunstwerk für sich. In ihrer Einfachheit ist sie kreativ wie ausdrucksvoll und repräsentiert das freie Denken Warhols. Die Kunstpostkarte haben wir auf Colorplan Powder Green, Tabriz Blue & Chartreuse platziert.

Andy Warhol erleben

Ihr möchtet noch weiter in Andy Warhols Welt eintauchen?

Bei Netflix ist in diesem Jahr die Serie „The Andy Warhol Diaries“ erschienen, die auch in Deutschland gestreamt werden kann.

Auf Youtube gibt es eine zweiteilige amerikanische Dokumentation (mit deutschen Untertiteln über sein Leben zu sehen:

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Ziemlich verrückt: Seit dem 06.08.2013 gibt es einen 24-Stunden-Livestream zum Grab des Künstlers. Er wurde zu seinem 85. Geburtstag vom Andy Warhol Museum Pittsburgh installiert.

Zum Abschluss können wir Euch ganz aktuell die große Sonderausstellung „Andy Warhol“ im Picasso Museum Münster empfehlen! Noch drei Wochen (bis zum 18. September 2022) habt Ihr die Gelegenheit, insgesamt 77 seiner Kunstwerke aus den Jahren 1954-1987 zu sehen. Viele davon werden in Münster zum ersten Mal öffentlich ausgestellt. Mit den Soup Cans, bunten Blumen und Marilyn Monroe sind auch einige seiner beliebtesten Motive vertreten.

Alle Infos findet Ihr hier.

Unsere Farbpalette zu Andy Warhol

Unsere August Farbpalette zu Andy Warhol habt Ihr bestimmt schon entdeckt, oder? Wenn nicht, dann schaut Euch unbedingt an, welchen poppigen Papiermix wir aus „Brooklyn Bridge FS II. 290“ abgeleitet haben!

Copyright-Hinweis: Porträt in Titelbild © Jack Mitchell, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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