Kalligrafie und Schriftkunst – Katharina Ostenda im Interview

Kalligrafie, Scherenschnitt und Blindprägung von Katharina Ostenda alias @poesiederfeder

Schrift und Kalligrafie bieten vielfältige Möglichkeiten, schöne Dinge zu gestalten. Im aktuellen Interview sprechen wir mit einer Frau, die ihr kalligrafisches Können nicht ausschließlich zum Schreiben nutzt. Katharina Ostenda, beherrscht nicht nur feine Schriftzüge mit der Feder, sondern macht auch wunderschöne Prägearbeiten, Scherenschnitte und elegante Vergoldungen.

Mit einem unglaublichen Gespür für Ästhetik und Liebe zum Detail kreiert Katharina eindrucksvolle Unikate, die sie auf Instagram unter dem Namen @poesiederfeder teilt. All das erschafft sie, neben ihrem Beruf, in ihrer freien Zeit. Auch auf internationaler Ebene ist Katharinas Arbeit bekannt. Bereits mehrmals wurden Ihre Arbeiten im prämierten internationalen Kalligrafie-Magazin „Letter Arts Review“ veröffentlicht. In diesem Jahr waren zwei ihrer Arbeiten in der Ausstellung “Internationationale Grote Prijs Kalligrafie – Westerlo“ zu sehen. Als Kalligrafin arbeitet sie unter anderem für die Landeshauptstadt Düsseldorf, den Landtag und die Landesregierung von Nordrhein Westfalen.

Wir freuen uns, dass Katharina sich für uns Zeit genommen hat, um uns einige Fragen zu beantworten.

PD: Katharina, die Kalligrafie hast Du 2014 für Dich entdeckt.
Was hat Dich damals daran am meisten fasziniert und wie hat sich das ganze Thema seither für Dich entwickelt? Was inspiriert Dich?

Katharina: Mein erstes kalligrafisches Werkzeug war eine Spitzfeder. Ich habe viel autodidaktisch gelernt und war in den Anfängen von der Copperplate fasziniert. In dieser Zeit habe ich auch freitags Kurse bei einer Kalligrafin in Düsseldorf besucht, wo ich die ersten Erfahrungen mit der Bandzugfeder gemacht habe.

Kalligrafische Komposition mit Capitalen in blauer Aquarellfarbe
Capitalen Komposition Ausführung mit Aquarellfarben
Kalligrafische Arbeit von Katharina Ostenda mit Aquarellfarbe und Goldakzenten
Zitat von Alice Walker
Ausführung mit Aquarellfarbe und Goldakzenten (24 Karat Gold)

Eine große Wende war für mich das Treffen des bekannten, englischen Kalligrafen Peter Thornton. Es war sein Vergoldung-Workshop… Peters wunderbare, filigrane Arbeiten mit zierlichen goldenen Buchstaben, wunderschön geschriebenen Texten in Italic und kleinen Kapital-Lettern haben mich verzaubert. Sein kalligrafisches Wissen und seine Denkweise inspirieren mich bis heute.

Vergoldete Initiale nach Vorlage aus dem 14. Jh. mit Muschelgold
Vergoldete Initiale nach einer Vorlage aus dem 14. Jahrhundert
Ausführung mit Gouache und 24 Karat Muschelgold

Vergoldete Initialen nach französichen Holzschnitten aus dem 15. Jahrhundert
Ausführung auf Kreidegrund (Gesso) mit Gouache und 24 Karat Gold
auf Büttenkarten mit passenden Hüllen des Feinpapiers Colorplan in Imperial Blue

Seitdem übe ich und versuche meinen Weg zu gehen. Ich freue mich, dass meine Arbeiten Zuspruch bekommen. Meine Lieblingsschriften sind Italic und Kapitale in allen Variationen – geschrieben, gezeichnet, geprägt, gestanzt. Ich liebe gewisse Strenge, Zurückhaltung und Stille. Meine Farbpalette ist reduziert… Ich liebe auch die zarten Nuancen des Bleistifts.

PD: Über die Jahre ist die Bandbreite in Deiner Arbeit mit Schrift unglaublich gewachsen. Du hast Dich mit verschiedensten Techniken und Gestaltungsansätzen beschäftigt.
Wann gewinnt ein neues Thema Deine Aufmerksamkeit und wie gehst Du das Ganze am Ende an?

Katharina: Viele Richtungen faszinieren mich und es gibt einige internationale Künstler, deren Arbeit mich immer wieder begeistert: John Stevens, Yves Leterme, Peter Thornton, Christopher Haanes, Elmo van Slingerland, Liesbet Boudens und auch Hermann Zapf. Ich versuche von ihnen zu lernen. Alles braucht seine Zeit und der Alltag ist auch noch da. Wenn ich eine bestimmte Schrift vertiefen möchte, breite ich mehrere Bücher in meinem Atelier aus und suche nach unterschiedlichen Beispielen. Momentan beschäftige ich mich mit der Bandbreite der Kapital Letter.

Blindgeprägtes Bibelzitat von Kalligrafin Katharina Ostenda

PD: Neues zu erlernen ist spannend und erfordert enormen Fokus, aber mitunter auch eine gewisse Frusttoleranz. Nicht jeder Tag ist für Neues gemacht und manchmal braucht es etwas Bewährtes, um den Spaß an einer Sache nicht zu verlieren.
Was sind Deine liebsten Werkzeuge, Schriften und Tätigkeiten, in die Du einfach abtauchen kannst?

Katharina: Mein liebstes Werkzeug ist ein Bleistift. Ich liebe es, die Buchstaben zu zeichnen und sich mit dem Design zu beschäftigen… bis was Neues entsteht. Meine Schriftkopositionen werden oft von Insekten oder Blumen begleitet. Inspiration dazu liefert „Mira Calligraphiae Monumenta“ und mittelalterliche Buchkunst und Buchmalerei.

Zeichnen war schon immer meine Lieblingstätigkeit. Ich habe unter anderem bei dem Kinderbuch Illustrator Wolf Elbruch in Düsseldorf studiert. Für meine Kunden habe ich früher die ganzen Katalogseiten gezeichnet, bevor sie fotografiert wurden.

Zitat von Kurt Tucholsky als kalligrfische Komposition von Katharina Ostenda
Zitat von Kurz Tucholsky
Katharina hat hier mit Bleistift und 24 Karat-Gold auf Gesso (Kreidegrund) gearbeitet

PD: Magst Du uns noch ein wenig mehr zu Deinen Prägungen und den Vergoldungen erzählen? Es sind zwei so gegensätzliche Gestaltungswege – ganz schlicht versus opulent.
Worin liegt für Dich der Reiz bei den beiden Techniken?

Katharina: Papierprägungen habe ich irgendwann in meine Arbeit einbezogen – da ich oft Buchstaben zeichne, nutze ich die Designs für die Prägungen oder Scherenschnitte. Ich bin fasziniert von der Eleganz und Ruhe, die Papierprägungen ausstrahlen. Ich kombiniere die Prägungen auch mit zarten Schriftkompositionen. Die Vergoldung habe ich in diesem Jahr bei einer englischen Künstlerin Toni Watts weiter vertieft.

Kalligrafierter Text mit Blindprägungen von Katharina Ostenda
Kalligrafie kombiniert mit Blindprägungen

Für die Vergoldung des “N” hat Katharina hier Kölner Instacoll (fertige Mixtion)
und 24 Karat Gold verwendet

Es ist für mich pure Entspannung und Freude für die Augen. Mal schauen, wohin der Weg noch führt… Ich verwende die alten Vergoldungsmethoden, die viele englische Kalligrafen auch beherrschen und in ihre Arbeit einbeziehen. Alle Techniken ergänzen sich und können wunderbar die kalligrafischen Werke bereichern.

PD: Hast Du eine Empfehlung für diejenigen, die sich in diese zwei Gebiete einarbeiten möchten?

Katharina: Das Prägen ist eine einfache Technik, die mittlerweile sehr populär ist. Ich habe die Technik in einem Buch von Veiko Kespersaks – „Kalligraphie: 24 Lektionen für Einsteiger“ entdeckt. Dieses Buch kann ich empfehlen.

Die Vergoldung ist an sich auch nicht kompliziert. Der britische Kalligraf Edward Johnston hat diese Technik in seinem Buch „Writing & Illuminating, & Lettering“ sehr gut beschrieben. Es gibt aber auch in vielen anderen Kalligrafie-Lernbüchern die Rezepturen für die Vergoldung. Die Technik ist in England sehr bekannt und wird von vielen Künstlern dort gelehrt und genutzt. Natürlich gehört auch das Design und die Malerei dazu. Und das Gold ist nicht preiswert. Es ist – je nach Entwurf – sehr zeitaufwändig. Dafür aber sehr entspannend und viel einfacher als das Erlernen einer kalligrafischen Schrift. In vielen Geschäften für Künstlerbedarf gibt es auch fertige Vergoldungs-Mixtions. Einfach anfangen und ausprobieren. Man muss auch nicht sofort mit Echtgold arbeiten.

Portrait der Kalligrafin Katharina Ostenda

Noch mehr von Katharina Ostendas tollen Arbeiten findet Ihr auf ihrem Instagram-Kanal @poesiederfeder

In der Zukunft möchte Katharina gerne Kalligrafie-Workshops in Meerbusch und Umgebung anbieten.
Termine und Informationen für Interessierte werden auf Ihrer demnächst neu gestalteten Webseite und natürlich auf Instagram veröffentlicht.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Katharina für den schönen Austausch, die spannenden Einblicke und ihre wertvollen Tipps.

Copyright-Hinweis:
Alle Bilder in diesem Artikel ©Katharina Ostenda

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