Tusche & Tinte in der modernen Kalligrafie: Basiswissen kompakt für einen gelingenden Start von Luzi Engelfried

Flatlay verschiedener Kalligrafie Arbeiten mit Tusche von Luzi Engelfried-Horneck

Mit der @kreativakademie hat Luzi Engelfried ihre Leidenschaft zur Berufung gemacht. Kunst und persönliche Weiterentwicklung sind ihre Herzensthemen. Deshalb widmet sie sich nicht nur Auftragsarbeiten, sondern liebt es genauso, ihre Begeisterung für Kalligrafie, Lettering, Papeterien und Fotografie weiterzugeben.

Für uns hat sie einen Streifzug durch den Tusche-Dschungel unternommen, um Euch einen Überblick über die Vielzahl an Tuschen und Tinten in der modernen Kalligrafie zu geben. Ihr erfahrt auch, welche Papiere sie für die ersten Ausflüge in die Welt des Schönschreibens empfiehlt. Und weil Luzi den Federhalter natürlich nicht liegen lassen konnte, können wir Euch die Materialien, um die es geht, auch gleich im Einsatz zeigen 🙂 – Wir wünschen viel Freude!

Geht es Euch auch oft so, dass Ihr in völliger Euphorie für ein Thema vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr seht? So ging es mir am Anfang meiner „Künstlerinnenkarriere” in der modernen Kalligrafie. Ich stand vor dem Regal mit vielen kleinen Gläschen, die gefüllt waren mit bunter Tusche verschiedenster Marken. Ich war vollkommen überfordert und wusste nicht, welche denn nun für den Start geeignet ist. Ihr seht – I feel you!

Die Tusche könnt Ihr als „Übermittlerin“ Eurer Schriftausführung aufs Papier betrachten, die neben der wundervollen Optik auch ein haptisches Erlebnis bietet, denn sie setzt sich dank ihrer Beschaffenheit sozusagen auf das Papier drauf.

Aber keine Angst. Mit diesem Artikel möchte Euch dabei helfen, Euch im Dschungel der Tusche-gläschen zu orientieren und einen kompakten Überblick über das Sortiment geben, damit Ihr endlich mit Feder, Federhalter und Tusche loslegen könnt! Übrigens: Meine liebe Kollegin Frauke hat einen Artikel zum Thema Federhalter und Federn für die Spitzfederkalligrafie verfasst. Lest doch mal rein!

Tusche vs. Tinte: Was ist der Unterschied?

Im Zusammenhang mit Kalligrafie liest man häufig zwei Begriffe: Tinte und Tusche. Doch worin liegt nun eigentlich der Unterschied?

Bei Tinte handelt es sich um in Wasser gelöste Farbstoffe – Pigmente sind in Tinte also nicht mehr enthalten. Dies hat zur Folge, dass Tinte im getrockneten Zustand durchsichtiger erscheint als Tusche.

Tusche hingegen besteht aus Bindemitteln und echten Farbpigmenten. Sie ist normalerweise dickflüssiger als Tinte, oft wasserfest und trocknet deutlich deckender. Außerdem eine Besonderheit bei Tusche: Sie „setzt“ sich auf das Papier – ist also im trockenen Zustand spürbar, wenn man mit den Fingern darüber streicht. Diesen Effekt liebe ich!

Kalligrafie Federn kommen sowohl mit Tinte als auch mit Tusche klar. Tinte ist den meisten Menschen hauptsächlich in Verbindung mit einem Füller ein Begriff. Tusche hingegen verträgt sich mit Füllern nicht sehr gut, da sie durch die Farbpigmente verstopfen können.

Ich persönlich greife immer auf Tusche zurück, denn durch die dickflüssige Konsistenz haftet sie länger auf der Feder und lässt sich gleichmäßiger auf dem Papier verwenden.

Im Englischen wird Euch der Begriff Ink über den Weg laufen. Er beschreibt sowohl Tusche als auch Tinte – hier solltet Ihr also immer etwas genauer bei der Produktbeschreibung schauen, welche Eigenschaften die Tusche hat, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Tusche ist nicht gleich Tusche

Beim Einstieg in die Kalligrafie ist es nicht ganz einfach, sich im Tusche-Dschungel zurechtzufinden.

Nicht jede Tusche, bei der „Ink“ draufsteht, ist für die Kalligrafie geeignet. Daher möchte ich Euch hier Produkte in drei Kategorien vorstellen, um Euch eine Orientierung zu geben.

Starting

Eins ist klar: Übung macht den/die Meister:in! So ist das auch und vor allem bei der Kalligrafie. Daher startet Ihr am besten mit ganz viel Übungspapier, das Ihr getrost in einer Vielzahl anschaffen könnt.

Für Eure ersten Striche könnt Ihr beispielsweise mit einer normalen Tinte (z. B. von Pelikan) oder schwarzen Tusche (Nan-King Encre de Chine Intense Indian Ink) starten und Euch so langsam an die Konsistenzen rantasten. Nur durch Ausprobieren bekommt Ihr ein Gefühl dafür, was Euch mehr liegt. Grundsätzlich empfehle ich Euch für den Start eine Tinte bzw. Tusche mit flüssiger Konsistenz. So könnt Ihr Euch voll und ganz auf die Technik und das Handling mit der Spitzfeder konzentrieren.

In Kombination mit dem Kalligrafiepapier zum Üben könnt Ihr mit Eurer Wahltusche/-tinte „freihand” drauf loslegen oder Ihr druckt Eure Übungsblätter direkt auf diesem Papier aus. Alternativ könnt Ihr Transparentpapiere nutzen, die Ihr über Eure Übungsblätter legt. Dann müsst Ihr sie nicht ständig neu drucken. Gut zum Durchpausen eignet sich zum Beispiel das Lucida Transparent Klar in 90 q/m².

Übrigens: Transparentpapiere sollten nicht pauschal zu reinen Übungspapieren degradiert werden. Es gibt tolle Transparentpapiersorten hinter denen durchaus ein Designgedanke steht. Das Lucida Pergament Transparentpapier hat zum Beispiel eine fein-wolkige Pergamentstruktur, die hervorragend in viele Gestaltungskonzepte passt.

Lucida Transparentpapier in den Ausführungen Pergament (oben, mit Übungsbögen) und Klar (darunter, blanko) auf einem Arbeitsblatt aus dem Kalligrafie Mini-Guide von @kreativakademie.

Advanced

Wenn Ihr Euch in den ersten Schritten mit Tusche bzw. Tinte vertraut gemacht hast, empfehle ich Euch zwei Marken für eigene kleine Projekte, wie zum Beispiel die Beschriftung eines Briefumschlags, einer Menükarte oder einer Grußkarte.

Winsor & Newton Calligraphy Ink
Winsor & Newton hat eine große Palette an unterschiedlichen Farben und zeichnet sich durch eine – im Vergleich zu den Dr. Ph. Martin’s Tuschefarben – eher flüssige Konsistenz aus. Sie ist nicht wasserfest aber lichtecht, was ihre farbliche Beständigkeit bei längerer Beleuchtung beschreibt. Sprich: Die Tusche bleicht bei längerem Lichteinfall nicht aus.

Dr. Ph. Martin’s Iridescent Calligraphy Colors – Diese Tusche-Marke zählt zu meinen absoluten Lieblingen. Die Farben sind wunderschön und ich liebe von den Iridescent Calligraphy Colors das Copper Plate Gold in meinen Projekten. Die Tusche zeichnet sich durch ihre strahlenden, lichtechten Farben aus, die wasserfest sind und die ich, je nach Papierart, für einen besseren Schreibfluss manchmal mit Wasser verdünne.

Mit etwas mehr Übung könnt Ihr nun auch vom Kalligrafiepapier zu einem schwereren Papier hüpfen, zum Beispiel zum Alt Holländisch Bütten Papier.

Expert

Wer Herausforderungen mag und besonders experimentierfreudig ist, hat zum Beispiel mit der Dr. Ph. Martin’s Bleed Proof White besonders viel Spaß. Diese Tusche ist eine wasserlösliche Tusche, die eine sehr hohe Deckkraft hat. Daher kommt sie vor allem auf buntem Papier toll zur Geltung. In ihrer Handhabung muss man allerdings Flexibilität beweisen. Je nach Papier-

oberfläche (rau, glatt) kann die Tusche verdünnt werden, um den Schreibfluss nicht zu stören.
An dieser Stelle ist außerdem die Wahl der richtigen Feder wichtig.

Als absolute Tusche-Expert:innen könnt Ihr nun auch beim Papier zu einer kleinen Herausforderung greifen: Farbiges Büttenpapier etwa bietet eine wunderschöne, leichte Papierstruktur mit samtig weicher Oberfläche.

Die Dr. Ph. Martin’s Bleed Proof White Tusche kommt auf farbigen Büttenkarten und Umschlägen toll zur Geltung. Die handschriftlichen Geburtstagsgrüße hat Luzi auf Colorplan Schiefergrau / Slate formuliert.

Ihr merkt schon – alles ist eine Frage des passenden Zusammenspiels der Materialien.

By the way…

… Ihr könnt Eure Feder übrigens auch mit Aquarellfarben nutzen! Benutzt dafür einfach einen Pinsel, mit dem Ihr die Pigmente anlöst, um sie dann anschließend auf die Federunterseite zu setzen. Und schon habt Ihr weitere Farben als Tusche-/Tintenersatz! 🙂

Bonus: Pro-Tipp

Ich empfehle Euch unbedingt für die Verwendung von Tusche bzw. Tinte Euch sogenannte “Dinky Dips” anzuschaffen.

Diese kleinen Kunststoff-Behälterchen könnt Ihr ganz einfach in einen Holz-Sockel setzen und Eure Feder somit ganz bequem immer nach Bedarf eindippen. Das spart Euch unheimlich viel Zeit, denn die Tusche-/Tintegläschen sind doch sehr tief und die Öffnungen für Feder und Federhalter nicht ganz optimal. Probiert es mal aus und let the magic happen!

Materialien

Federn, Federhalter, Tinte und Tuschen findet Ihr zum Beispiel in diesen Shops:

Die Autorin über sich

Ich bin Luzi, leidenschaftliche Papierliebhaberin, vernarrt in Stifte jeglicher Art und fasziniert von der Farbvielfalt unserer Welt. Schon in der Grundschule hat das Schreiben mit Füller in mir ein nostalgisches Gefühl ausgelöst, das mich regelrecht süchtig machte. Seitdem bin ich absolut verliebt in Feder und Tinte bzw. Tusche und habe meine Leidenschaft neben meinem Hauptjob zum Beruf gemacht. Ich gestalte sowohl festliche Papeterie als auch private Projekte und bin jedes Mal wieder von der Unterschiedlichkeit der Schreibkünste auf

verschiedenen Papieren fasziniert. Diese Begeisterung möchte ich weitergeben und biete in meinen Kalligrafie-Workshops einen spannenden Einblick in die Kunst des Schönschreibens.

Wir danken Luzi ganz herzlich für den tollen Wegweiser durch den Dschungel der Kalligrafietuschen und -Tinten!

Wenn Ihr mehr über Luzi und Ihre Arbeit erfahren wollt, besucht www.kreativ-akademie.com.
Stöbert unbedingt auch mal durch Ihren Online-Shop und wenn Ihr Lust auf regelmäßige Kreativpost per Newsletter habt, dann meldet Euch zu ihrem kreativletter an.

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