Farbsysteme und Farbmodelle – Farbenlehre

Detailaufnahmen verschiedener Farbsysteme wie Pantone, HKS und RAL zur Farbkommunikation

Unsere Miniserie zur Farbenlehre bietet Euch Basiswissen zur Verwendung von Farben. Wir schließen den Themenkreis heute mit einem Blick auf verschiedene Farbsysteme ab. Was versteckt sich hinter den Kürzeln RGB, CMYK, L*a*b, HKS®, HEX und RAL®? Und wofür braucht man das? Schaut Euch unsere kompakte Erklärung zu ausgewählten Farbsystemen an, um mehr zu erfahren!

Farbsysteme dienen zur geregelten Anordnung von Farben. Bereits in der Antike haben die Menschen begonnen, solche Farbordnungen aufzustellen. Philosophen, Maler und Physiker haben sich mit der Aufstellung von Farben beschäftigt, um deren Beschreibung zu vereinheitlichen und so die Farbkommunikation zu erleichtern.

Die Farbkreise von Itten und Goethe, die Ihr Euch in unserem Beitrag Der Farbkreis als Orientierungssystem ansehen könnt, zählen zu diesen Farbsystemen. Ein weiteres interessantes Werk in diesem Bereich ist Werners Nomenklatur der Farben aus dem Jahr 1814. Das Klassifikationssystem von Abraham Gottlob Werner diente ursprünglich der Beschreibung von Mineralen, wurde jedoch durch den Pflanzenmaler Patrick Syme im Jahr 1821 erweitert und zur Referenz vieler Naturforscher und Künstler der damaligen Zeit.  

Buchabbildung von Werners Nomenklatur der Farben mit Keramikmischpalette, Aquarellfarben und einem Zirkel

Welches Farbsystem am Ende relevant ist, hängt hauptsächlich vom eigenen Projekt ab. Farbordnungen, die auf Farbkreisen und Farbmischungen beruhen, sollen Designer und Maler darin unterstützen, die richtige Farbe oder das richtige Mischverhältnis zu wählen. Gedruckte Farben folgen einem anderen Schema als die Farbdarstellung auf einem Bildschirm. Eines haben alle gemein: Ihr Sinn ist immer, eine objektive (also von der individuellen Farbwahrnehmung unabhängige) Vergleichbarkeit und Wiedergabe zu ermöglichen.


Einige geläufige Farbsysteme, die Euch häufig begegnen können, stellen wir Euch hier vor.

RGB – Farbsystem für Darstellung auf Bildschirmen

Infografik mit Dialogfenster zum Farbsystem RGB mit Farbwerten für Rot, Grün und Blau

Das RGB-System definiert eine Farbe durch ihre Anteile an den drei primären Lichtfarben Rot, Grün und Blauviolett. Es baut damit auf der additiven Farbmischung auf.

Jeder dieser drei Farbanteile wird durch eine Zahl zwischen 0 und 255 angegeben. 255 entspricht dabei dem maximalen Anteil der Primärfarbe. Sind alle Werte der drei Primärfarben 0, entspricht das Schwarz. Weiß wird dargestellt, indem alle drei Farbwerte den Wert 255 haben.

Dieses Farbsystem wird für die bildschirmbasierte Verarbeitung digitaler Daten an Rechnern und in Kameras eingesetzt.

HSB-Farbsystem – Farbmischmodell nach menschlichem Maßstab

Das HSB-System basiert auf der menschlichen Farbwahrnehmung. Es definiert jede Farbe nach den Parametern Farbton (Hue), Sättigung (Saturation) und Helligkeit (Brightness).
Der Farbton wird als Gradzahl zwischen 0° und 360° auf dem Standard-Farbkreis eingestellt.

Die Sättigung beschreibt die Reinheit der Farbe und wird als Prozentwert angegeben. 100 % entsprechen dabei einer vollgesättigten Farbe, die in Reinheit bzw. Leuchtkraft nicht gesteigert werden kann. Durch das Beimischen von Schwarz, Grau oder Anteilen der Komplementärfarbe verringert sich die Sättigung.

Die relative Helligkeit bzw. Dunkelheit der Farbe wird ebenfalls in einem Prozentwert angegeben. Dabei steht 0 % für Schwarz und 100 % für Weiß.

Infografik mit Dialogfenster zum Farbmodell HSB, bei dem Farbton, Sättigung und Helligekeit als Parameter dienen

Übrigens: Das Internet hat eine Eigenheit, nämlich die hexadezimalen Farben. Sie sind sozusagen die Farbsprache in der Welt der Webseiten. Farben werden hier über den sogenannten Hex-Code definiert. Dieser Farbcode ist ein 6-stelliger Symbol-Code, bestehend aus drei 2-Symbol-Elementen. Jedes dieser 2-Symbol-Elemente steht für einen Farbwert von 0 bis 255, wobei die drei Elemente jeweils den Anteil der Farbwerte Rot (1), Grün (2) und Blau (3) ausdrücken. Eine Formel wandelt den RGB-Code dann in einen eindeutigen alphanumerischen Code um.

L*a*b – Systemübergreifendes Farbsystem

Infografik mit Dialogfenster zum Farbmodell L*a*b, das sich aus den drei Parametern L, a und b in Form von Zahlen ergibt

Bereits 1931 wurde das L*a*b-Modell von der CIE (Commission Internationale d’Eclairage) zur internationalen Norm der Farbmessung erklärt. 1976 wurde es überarbeitet und in CIE L*a*b umbenannt. Der Vorteil des Modells liegt in der Unabhängigkeit von Ein- und Ausgabegeräten.

Auch die L*a*b-Farben basieren auf drei Faktoren:

L= die Luminanz oder Helligkeit

a= Farbkomponente a von Grün bis Rot

b= Farbkomponente b von Blau bis Gelb

Der Luminanzwert von Weiß ist 100, bei Schwarz ist er 0. Die Farbkomponenten können Werte zwischen -128 und 127 abbilden.

Farbsystem für den Druck – CMYK

Bei der Gestaltung von Druckmedien kommt das CMYK-System zum Einsatz, das auf der subtraktiven Farbmischung basiert. Dabei werden die Primärfarben Cyan, Magenta und Yellow (Gelb) eingesetzt.

Neben dem Verbrauch an Pigmenten ist es auch aus Genauigkeitsgründen nicht empfehlenswert, dass Schwarz immer aus den drei Druckfarben gemischt wird. Das Farbsystem ist deshalb mit Schwarz (K für Key-Plate) angereichert. So wird ein feineres Druckbild erreicht und man spart Druckfarbe. Im CYMK-System werden die Farbwerte für Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz in Prozentwerten angegeben. 100 % entspricht dabei dem maximalen Anteil der jeweiligen Farbe.

Infografik mit Dialogfenster zum Farbsystem CMYK, bei dem Cyan, Magenta, Gelb (Yellow) und Schwarz (Key) als Parameter zur Farbbestimmung dienen

HKS®-Farbfächer

Bildausschnitt mit einem HKS-Farbfächer als Grafik zum Thema Farbsysteme

Der HKS®-Farbfächer deckt insgesamt 88 Basisfarben sowie 3520 Volltonfarben ab. Diese Farben werden seit 1968 von dem Firmenverband Hostmann-Steinberg Druckfarben, Kast + Ehinger Druckfarben und H. Schmincke & Co. definiert, für die die Abkürzung HKS® steht. Durch eine zusätzliche Kennzeichnung mit Buchstaben berücksichtigt die Farbübersicht auch die unterschiedliche Wirkung, je nachdem, auf welchem Papier gedruckt wird: K = Kunst-/Bilderdruckpapier; N = Naturpapier, Z = Zeitungspapier, E = Endlosdruckpapier.

HKS®-Farben lassen sich zum Beispiel im Offsetdruck durch industriell vorgemischte oder vom Drucker aus HKS-Pigmenten angemischte Sonderfarbe wiedergegeben.

RAL – Normiertes Farbsystem für weltweite Farbkommunikation

Das RAL-System beschreibt normierte Farben der RAL gGmbH. Die Abkürzung geht zurück auf den im Jahr 1925 geschaffenen „Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen“ (RAL).

Weltweit können Kunden und Lieferanten anhand der Farbkataloge mit eindeutigen, vierstelligen Nummern präzise und ohne den Austausch von Farbmustern zu den Farben kommunizieren. Besonders im Zusammenhang mit Anstrichen und Lacken ist das RAL-System gängig. Aber auch darüber hinaus wird mit den RAL-Farben gearbeitet. So soll die Einbandfarbe eines in der EU erstellten Reisepasses der Norm RAL 4004 Bordeauxviolett möglichst nahekommen. Mittlerweile gibt es neben der RAL CLASSIC Palette noch zwei weitere Paletten: RAL DESIGN SYSTEM plus und RAL EFFECT.

RAL-Farbfächer in Gelb-, Beige- und Orangetönen in einer Infografik zum Thema Farbsysteme.

Pantone® – Color Matching System

Bildausschnitt mit einem Pantone-Farbfächer auf einem schraffierten Hintergrund als Grafik zum Thema Farbsysteme

Das Pantone Matching System kam 1963 auf den Markt. Nachdem die Firma ursprünglich Farbkarten für Kosmetik und Mode anbot, entwickelte das Unternehmen sein eigenes System zur Farbauswahl und wurde damit zu einem Global Player. Auch bei Pantone® wird für Druckerzeugnisse die Beschaffenheit des Bedruckstoffs berücksichtigt. In den Farbfächern ist daher neben dem Nummerncode der Farbe außerdem immer die Kennzeichnung C (coated) für gestrichene Papiere oder U (uncoated) für ungestrichene Papiere angegeben. Mittlerweile ist das Unternehmen Pantone® auch zu einem Trendsetter für Farben in der Welt des Designs geworden. Jährlich kürt Pantone® eine Farbe des Jahres. Die Pantone® Farbe des Jahres 2023 ist Viva Magenta. Hier stellen wir Euch Viva Magenta in einer Farbpalette mit Crush Cocoa vor.

Bonus-Tipp: Noch nicht genug von Farbsystemen? Dann macht doch noch einen Ausflug in die Welt der Architekturfarben. Das Farbsystem von Le Cobusier mit seinen 63 Farben und die von ihm kreierten Farbklaviaturen sind die Reise wert. Die Seite bietet viel und Ihr könnt mit den Klaviaturen tolle Farbkombinationen ausprobieren.

Weitere Beiträge zum Thema Farben findet Ihr in unserer Rubrik Farbenlehre. Die Kategorie Color Palettes hält jede Menge Farbkombinationen für Euch bereit.

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