Einfach mal kurz eine Notiz von Hand schreiben. Was wie eine simple Selbstverständlichkeit klingt, ist eine komplexe Meisterleistung des Körpers. Es braucht 30 Muskeln, 17 Gelenke und 12 Hirnareale um Handschrift zu ermöglichen. Der 23. Januar ist der Tag der Handschrift. Wir erklären Euch, wie Handschrift Euch auch im Digitalzeitalter nutzt. Wir wollen Euch neben dem Nützlichen aber auch mit den schönen Dingen des Lebens inspirieren. Deshalb feiern wir heute mit Euch die Handschrift – von der einfachen Notiz bis hin zu feinster Kalligrafie. Lest hier, warum es sich lohnt, wieder mal häufiger mit der Hand zu schreiben.
Warum ist der 23.01. der Tag der Handschrift?
Im Jahr 1977 hat die Writing Instrument Manufacturers Association den National Handwriting Day in den USA ins Leben gerufen. Man wählte dafür den Geburtstag des dritten amerikanischen Präsidenten John Hancock. Seine Unterschrift auf der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung maß ganze 13 cm in der Breite. Wirklich imposant! Damit wurde Hancock nicht nur zum geflügelten Wort für die Unterschrift, sondern auch Pate des Tags der Handschrift.
Das sind die Vorteile des Schreibens mit der Hand
Immer wieder wird in unserer digitalen Gesellschaft der Nutzen von Handschrift diskutiert. Wir sind der Meinung, dass das Schreiben mit der Hand und die eigene Handschrift weiterhin einen hohen Stellenwert für uns haben. Mit einem schönen Stift oder Füllfederhalter einen Text auf hochwertiges Papier zu schreiben ist einfach ein elementarer Ausdruck von Kreativität. Darüber hinaus profitiert Euer Gehirn aber auch nachhaltig vom Schreiben mit der Hand.
- Ihr fördert mit dem Schreiben von Hand Eure feinmotorischen und kognitiven Fähigkeiten. Die präzise Führung von Stift und Hand, die Haptik des Papiers unter den Fingern und der Fluss der Gedanken während des Schreibens. Das alles ist ein wahres Feuerwerk für Euer Gehirn.
- Kinder erlernen mit der Handschrift, Bilder aus dem Kopf in eine physische Form zu bringen. Das aktiviert bestimmte Bereiche des Gehirns und sorgt für ein tieferes Verständnis von geschriebenen Texten.
- Ihr fördert den Fokus auf die Aufgabe des Schreibens. Statt eines Laptops, Tablets oder Handys, die bei jedem Entsperren des Homescreens neue Reize bereithalten gibt es nur Stift und Papier.
- Da die meisten Menschen langsamer per Hand schreiben als mit der Tastatur, müssen wir uns im Erfassen von Informationen auf die wichtigsten Inhalte beschränken, wenn wir etwas mitschreiben. Die langsamere und fokussierte Aufnahme der Informationen sorgt dafür, dass wir uns handgeschriebene Inhalte besser merken können als getippte Texte.
- Von Hand schreiben ist fast immer und überall möglich. Es braucht keinen Strom oder Akku, keine teuren Tools. Einfach nur Stift und Papier. Los geht’s!
Beim Mercator Institut für Sprachförderung findet Ihr einen Faktencheck zum Thema „Handschrift in der digitalisierten Welt.“
Wie wichtig ist die Handschrift in der Schule?
In Deutschland gibt es die Stiftung Handschrift. Ein eigener Tag der Handschrift (dieses Jahr am 26.03.) und Aktionsvorschläge für Schulklassen wollen in den Schüler die Freude an der Handschrift wachhalten.
In den letzten Monaten wurde viel darüber diskutiert, dass das deutsche Schulsystem den Anschluss an die Digitalisierung verpasst hat. Daneben braucht es aber auch ein Bewusstsein für den Nutzen einer ausgebildeten Handschrift, das weiter kultiviert werden muss.
Für alle Schnelltipper, Keyboard-Jockeys und besorgte Eltern gibt es dort auch eine erleichternde Nachricht. Das Mercator Institut nennt Studien, die zeigen, dass Kinder und Jugendliche durch die vermehrte Nutzung von Whatsapp und anderen digitalen Tools keine generellen Nachteile in der Sprachbildung haben. Vielmehr lernen sie, Sprache und Schrift an das jeweilige Medium anzupassen. Während man also im Unterricht mehr auf Grammatik und Sprache achtet, wird im Chat einfacher und abgekürzt geschrieben, weil es eben schneller geht.
Wie kann man seine Handschrift trainieren?
Die eigene Handschrift transportiert so viel mehr als nur Informationen. Handgeschriebene Worte sagen nicht nur, was wir sagen wollen, sondern zeigen dabei auch, was wir fühlen.
Und wer bitte würde ernsthaft auf die Idee kommen, einen Liebesbrief am Computer zu schreiben und ausgedruckt zu verschicken. Es lohnt sich also, die eigene Handschrift zu trainieren.
Dafür könnt Ihr etwas tun:
- Wenn Ihr eine spannende Biografie einer bekannten Persönlichkeit lest, die Euch beeindruckt – schaut doch einmal, ob Ihr Beispiele ihrer Handschrift findet. So könnt Ihr sehen, ob Ihr Charakterzüge der Person auch in der Handschrift wiederfindet. Schaut Euch danach auch einmal an, wie sich Eure Schrift in den Phasen Eures Lebens so verändert hat.
- Wenn Ihr am Computer illustriert oder Fotos bearbeitet – versucht es doch einmal mit einem Zeichentablett oder Pen und Tablett statt der Arbeit mit der Maus. Von dem Training der motorischen Fähigkeiten und der Ausdauer der Muskulatur profitiert auch Eure Handschrift.
- Bindet das Schreiben mit der Hand in Eure alltäglichen Routinen ein. Bestimmt lest Ihr hier nicht zum ersten Mal, welche positive Wirkung es hat, wenn Ihr Euch am Morgen oder Abend ein paar Minuten Zeit für ein Dankbarkeitsjournal nehmt oder einfach die Erlebnisse des Tages noch einmal notiert.
- Schreibt doch mal wieder einen Brief. Jeder Mensch freut sich darüber, im Briefkasten neben Rechnungen und Werbeflyern mal einen handgeschriebenen Brief zu finden. Damit seid Ihr nicht allein. Zum Beispiel unter dem Hashtag #schreibmalwieder findet Ihr auf Instagram mehr Inspiration zu dem Thema.
Wir haben noch einen Extrapunkt für das Training Eurer Handschrift. Das Powerlevel sozusagen. Entdeckt die Kalligrafie und schnuppert einmal hinein. Vielleicht begeistert Euch die kunstvolle Gestaltung von handgeschriebenen Lettern genauso wie uns. Eine tolle Gelegenheit dafür sind kostenlose, digitale Sneak Peek-Workshops, wie etwa die von Clara Riemer. Darin führt sie Euch mit der richtigen Hilfe an die Kalligrafie heran.
Für alle lernbegeisterten Handschreiber und auch fortgeschrittene Kalligrafinnen haben wir Euch hier im Blog auch schon einmal die Frage nach den passenden Papieren für Kalligrafie beantwortet. Schaut doch einmal rein!