Einstieg in die Gouache Malerei – Interview mit Regina Braun

Interview Titelbild zum Einstieg in die Gouache Malerei mit Regina Braun

Gouache-Bilder faszinieren uns immer wieder mit ihrer Ausdrucksstärke. Mal kommen sie ganz dezent-pastellig daher, ein anderes Mal strahlen sie nur so vor geballter Farbigkeit. Wir lieben Gouachefarben für ihre unkomplizierte und gleichzeitig enorm vielseitige Anwendung.
Und wir finden, dass das Multitalent, dessen Eigenschaften zwischen denen von Acryl- und Wasserfarben einzuordnen sind, eine ausführliche Vorstellung wert ist.

Dazu haben wir uns mit Regina Braun (@dotsandblossoms) zum Interview verabredet. Sie erklärt Euch, was das Medium Gouache auszeichnet und welche Materialien und Werkzeuge Ihr für den Einstieg braucht. Außerdem hat sie uns im Gespräch viele spannende Einblicke in ihre eigene künstlerische Reise gegeben, die sicher den einen oder anderen dazu inspiriert, den Pinsel (endlich?) in die Hand zu nehmen.

Regina, wie bist Du zum Malen mit Gouache gekommen? Was ist Gouache und worin bestehen die Besonderheiten dieser Maltechnik?

Das Medium Gouache habe ich schon vor einigen Jahren auf Instagram entdeckt. Ich war begeistert von der Farbpracht, dem matten Finish und den Anwendungsmöglichkeiten. Vergleichbar mit einer Kombination aus Aquarell und Acryl. Ein Medium, welches flüssig und transparent genutzt werden kann, als auch pastös und deckend. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Farben immer wieder aktivierbar sind. Das heißt sollte ich mal zu viel Farbe anmischen (was eigentlich immer passiert), so ist es gar kein Problem die Farbe aus der Palette trocknen zu lassen, da ich diese immer wieder mit Wasser lösen und wieder nutzen kann.

2020 habe ich mir meinen ersten Gouache Kasten von Schmincke Horadam gekauft, weil ich mit der Qualität der Aquarellfarben superglücklich war. Doch war ich die ersten Male beim Ausprobieren etwas überfordert. Deutsche Lektüren und Workshops gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich. Ich hatte also die Farben aber wusste nicht so richtig, wie ich damit malen kann. Ich habe mit einigen Personen auf Instagram geschrieben, die bereits mit Gouache gemalt haben, die mir englische Gouache Bücher empfohlen hatten. Diese habe ich mir gekauft und angefangen die Motive aus den Büchern zu malen. Das war mein Start mit dem Medium Gouache.

Was waren Deine ersten Materialien? Was hast Du damals eventuell vergessen 🙂 und gab es eine Anschaffung, die Du im Rückblick lieber durch etwas anderes ersetzt hättest?

Meinen Start in die Kreativität habe ich 2017 im Handlettering gefunden. Von dort aus ging es in die Illustration mit Aquarell und von da aus in die Gouache Malerei. Meine ersten Materialien waren Tombow Brushpens, ein Skizzenbuch (weil ich Aquarell Papier zu teuer fand und ich auch gar nicht so richtig wusste, worauf ich achten muss), ein paar Da Vinci Nova Pinsel und flüssige Ecoline Farben. Nach und nach kam dann immer mehr dazu.

Rückblickend hätte ich gerne eine Liste mit genauen Materialempfehlungen gehabt.

Welche Farben und Pinsel empfiehlst Du für den Einstieg?

So hart es klingt. Es lohnt sich nicht an Materialien zu sparen. Dann kauft man meist doppelt und dreifach. Qualität hat seinen Preis. Nehmt Euch den Druck direkt alles zu haben. Ich „sammle“ schon seit über 5 Jahren und ich bin mittlerweile gut ausgestattet. Ich weiß aber, dass ich zu Beginn eingeschüchtert war, was alle anderen schon an Equipment hatten.

Hier sind meine Must-Haves für die Gouache Malerei:

• Gouache Farben (z. B. Schmincke Horadam, Talens Gouache)
• Synthetikpinsel (Flachpinsel, Rundpinsel und Schlepper)
• Aquarellpapier (100% Baumwolle, 300 g/m²) – Ich persönlich mag mattes (cold pressed) Papier

• Palette
• Bleistift
• Knetradiergummi

• Wasserglas
• Pipette
• Pinselseife

Welche Papiere eigenen sich für Gouache?

Was für eine gute Frage. Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass es kein Papier gibt, welches nicht für Gouache geeignet ist. Allerdings gibt es ein paar Punkte, auf die man achten kann und sollte: Material, Grammatur und Textur.

Aquarellpapiere gibt es aus verschiedenen Materialien

• Baumwolle – Farben und Feuchtigkeit dringen tief ins Papier ein. Hierdurch kann man mehrere Schichten übereinander malen, ohne dass die unteren Schichten direkt wieder aktiviert werden. Das Papier ist preislich meist teurer.
• Zellulose – Farben und Feuchtigkeit halten sich auf der Papieroberfläche. Super geeignet für Studien. Vorsicht: Möchtet Ihr mehrere Farbschichten übereinanderlegen, dann lauft Ihr hier Gefahr, die unteren Schichten wieder zu lösen. Das Papier ist preislich günstiger.
• Gemischte Papiere – Es gibt die verschiedensten Mischungen an Papieren (diese variieren preislich.

in unterschiedlichen Papierstärken

Aquarellpapiere gibt es in einer Grammatur von 180 g/m² bis 850 g/m². Je dicker das Papier, desto höher die Grammatur und desto mehr Wasser kann man nutzen, ohne dass sich das Blatt wellt. Ich finde, dass 300 g/m² die perfekte Dichte für die Gouache Malerei hat.

und mit verschiedenen Papiertexturen

• Hot pressed (satiniert, glatt) – Illustratoren nutzen das Papier gerne, da es gut zum Scannen ist.
• Cold pressed (matt) – Das Papier hat eine leichte Struktur.
• Rough (rau) – Das Papier hat eine starke Struktur.

Doch wie entscheidet man jetzt, welches das perfekte Papier für einen ist? Eine genaue Antwort hierfür gibt es nicht. Je mehr man malt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man irgendwann sein Lieblingspapier gefunden hat. Ich male zum Beispiel am liebsten auf mattem Aquarellpapier
(100 % Baumwolle und 300 g/m²). Glattes Aquarellpapier mag ich persönlich nicht so gerne.

Aber Ihr braucht nicht immer zwingend Aquarellpapier für Gouache. Man kann auch super auf Mixed Media Karten und Papier malen oder wie hier auf Graspapier. Die Farben reagieren und trocknen auf jedem Papier einfach ein wenig anders.

Meine zwei persönlichen Tipps für Euch: Führt Eure Studien (Übungen) auf demselben Papier durch, wie das, auf welches Ihr Euer Kunstwerk malen werdet. Auch wenn Euch mal etwas nicht gelingt., vergesst nicht: Es handelt sich nur um ein Stück Papier. Ihr könnt Euch einen neuen Bogen nehmen, wenn mal etwas nicht so geklappt hat, wie ihr Euch das vorstellt.

Und wie fängt man nun am besten an? Du hast „die Angst vor dem weißen Blatt Papier“ ja auf eine besondere Weise abgelegt…

„Die Angst vor dem weißen Blatt“ erlebe ich jetzt auch immer mal wieder. Das ist etwas ganz Normales. Manchmal schreckt es mich auch ab, zu wissen, wie teuer z. B. ein Bogen war. Oder aber, ich habe bestimmte Erwartungen im Kopf wie das Ergebnis aussehen soll und habe Sorge, dass ich dem nicht gerecht werde. Manchmal habe ich eben aber auch nur eine Idee, fange an und habe ab einem bestimmten Punkt Sorge, das Bild zu ruinieren.

Gut behelfen kann man sich zum Beispiel auch mit Transparentpapieren. Indem Ihr das Motiv zunächst auf Transparentpapier aufbaut, könnt Ihr ohne Probleme noch Anpassungen vornehmen. Wenn Ihr zufrieden seid, lässt sich das Motiv super easy auf das Papier Eurer Wahl übertragen.

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten der Angst zu trotzen. Jeder muss da aber seinen ganz eigenen Weg finden. Mir helfen folgende Sachen:

• Ich fange an Muster und Formen auf Papiere zu malen, ohne dass ich das Ziel habe ein Kunstwerk zu erstellen.
• Ich male Motive aus Büchern anderer Künstler:innen.
• Ich nehme an Workshops teil.
• Ich nehme an Insta-Challenges teil. Eine super Möglichkeit, um zu sehen, wie unterschiedlich man ein und dasselbe Motiv malen kann. Der Austausch ist ebenfalls super.

Soziale Plattformen bringen aber auch einige Stolpersteine mit sich. Wie sahen die auf Instagram bei Dir aus und wie bist Du mit ihnen umgegangen?

Soziale Plattformen sind Fluch und Segen in einem. Ich liebe Instagram. Durch Instagram habe ich schon so tolle Menschen kennen lernen können und durch Instagram bin ich erst zu meiner Leidenschaft dem Malen gekommen. Instagram ist für mich eine riesengroße Inspirationsquelle und ich möchte es nicht mehr in meinem Leben vermissen.

Doch so viele positive Seiten Social Media auch hat, so gibt es auch Seiten, die einen runterziehen können. Vergleiche mit anderen über Followerzahlen, Likes, Kommentare, Perfektionismus und vieles mehr. Alles Schattenseiten, die ich durchlebt habe und die meine Kreativität teilweise geblockt haben.
Mir hat es geholfen diesem Gefühl keinen Raum zu lassen, um sich breit zu machen. Ich habe angefangen mit Personen und lieb gewonnen Freundinnen hierüber zu sprechen. Und manchmal hilft es auch die App für ein paar Tage zu meiden und einfach mal schöne Sachen für sich zu machen.

Nach einer Phase des Herumprobierens und Übens ist das Kreativwerden schließlich eine echte Freude. Wie findet man den eigenen Stil?

Die Frage nach dem eigenen Stil hat mich zu Beginn sehr gestresst. Überall habe ich davon gelesen und gehört, dass richtige Künstler einen Wiedererkennungswert haben müssen. Doch wie genau soll man bei den vielen Möglichkeiten, die es gibt, einen eignen Stil finden?

Eine Anleitung hierfür gibt es nicht. Es gibt nicht den einen Weg, den man gehen muss, um ihn zu finden. Ich kann euch aber davon erzählen, wie ich meinen Stil gefunden habe.

Ich habe angefangen Motive aus Büchern zu malen und Workshops zu besuchen. Über Wochen hinweg habe ich jeden Abend ein Motiv nach dem anderem gemalt und irgendwann kamen dann eigene Ideen. Manchmal aus mir allein. Manchmal inspiriert von Bildern auf Pinterest, Unsplash und Instagram, manchmal durch Inspirationen in der Natur. Und dann habe ich einfach angefangen. Es gibt Bilder, die mir gelungen sind und andere Bilder, die mir nicht gelungen sind. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass mir eine bestimmte Art an Illustrationen besonders Spaß macht und mich stolz macht. Und das sind vor allem gespiegelte Motive: Schmetterlinge, Motten, Käfer, botanische Elemente. Und jetzt würde ich von mir behaupten, dass ich meinen Stil gefunden habe. Es bremst mich aber auch nicht. Ich weiß, dass ich mich weiterentwickle und meine Kunst und mein Stil dies ebenfalls tun werden.

Anfang des Jahres hast Du Dich mit Deiner Malerei auf eine spannende Reise begeben und bist Gouache Ambassador für das @frauhöllestudio geworden? Erzähl mal!

Das stimmt. Ich bin Ambassador für das @frauhoellestudio und ich kann das manchmal noch gar nicht so richtig fassen. Die Reise hat letztes Jahr begonnen, als Tanja (@frauhoelle) meinem Account plötzlich gefolgt ist. Es folgten gemeinsame Gespräche, ein gemeinsamer Livestream und plötzlich war sie da: Die Anfrage, ob ich Ambassador sein möchte. Und ich hätte diesen Moment so gerne gefilmt und aufgenommen. Ich saß in dem Moment auf einer Schulung und wir hatten gerade Pause, als eine Nachricht bei Instagram angezeigt wurde. Ich bin kreischend und quietschend aufgesprungen und bin im Raum herumgesprungen. Als nächstes bin ich dann rausgelaufen und habe erst einmal Marina angerufen, die zufälliger Weise auch angefragt worden ist. Und seitdem ist vieles passiert. Ich habe großartige, inspirierende Menschen kennen gelernt. Ich habe die Möglichkeit bekommen an einem Produkt im Frau Hölle Studio mitzuwirken (dem Gouache Vorlagenpaket) und jetzt gibt es auch noch während des Sabbaticals von Tanja jeden Monat eine Vorlage von mir im @frauhoellestudio Newsletter und ich darf sehen, wie Menschen meine Motive malen. Und glaubt mir, ich freue mich über jedes einzelne Bild so sehr!

Was werden die nächsten Schritte auf Deinem Weg sein? Welche Dinge sind in Planung? Wo möchtest Du als Künstlerin und (vielleicht auch) Geschäftsfrau hin?

Diese Fragen bringen mich dazu zu reflektieren, wo ich momentan stehe und was ich schon alles erreicht habe. Ich bin so unglaublich dankbar für alles und bin so gespannt, wo meine Reise hingeht!

Gerade baue ich mir meine eigene Homepage auf. Ich möchte zukünftig eigene Produkte verkaufen und Workshops anbieten.

Vielen Dank liebe Regina für die wahnsinnig spannenden Einblicke in die Grundlagen der Gouache Malerei und Deine ganz persönliche Reise!

Wenn Ihr Reginas Weg weiter verfolgen möchtet, dann abonniert unbedingt ihren Instagram-Kanal.

Copyright-Hinweis: Alle Bilder in diesem Artikel © Regina Braun.

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