Botanical Drawings – Die Illustratorin Elke Hanisch im Interview

Botanical Drawings von Elke Hanisch

Heute haben wir die Illustratorin Elke Hanisch aus Köln bei uns als Interviewgast. Im Bereich Illustration macht sie ganz viele unterschiedliche Dinge. Wir möchten aber über ein ganz spezielles Thema mit ihr sprechen, nämlich über ihre handgezeichneten, botanischen Motive.

Das Besondere daran ist, dass Elke nicht nur sehr detailliert zeichnet, sondern es gleichzeitig schafft, allem ihren ganz eigenen Stil zu geben. Wir waren sofort hingerissen davon, was Elke mit ihren Polychromos zu Papier bringt. Sie hat uns einen Einblick in ihre botanischen Ausflüge gegeben, den wir liebend gerne mit Euch teilen.

PD: Elke, Du machst seit über 20 Jahren Illustrationen. Wie kam es dazu, dass Du vor einigen Jahren dieses botanische Thema ins Auge gefasst hast?

Elke: Vor einigen Jahren habe ich gemerkt, wie sehr mir das analoge Zeichnen, mit der Hand auf Papier und nach der Natur fehlt. Für meine Auftragsarbeiten saß ich meist nur noch vor dem Computer und habe weitestgehend digital illustriert. Im Studium und in den ersten Jahren meiner Illustrationstätigkeit hatte ich viel und mit Vergnügen per Hand gezeichnet und nach der Natur skizziert. Ich beschloss, wieder regelmäßig zeichnen zu üben, damit meine Hand nicht noch mehr einrostet.

Gleichzeitig hatte ich ein altes, ungenutztes Herbarium meiner Mutter wiederentdeckt. Es enthielt viele leere Seiten Papier, umrahmt von einem ungewöhnlichen Stempel. Das brachte mich auf die Idee, das Herbarium mit meinen Zeichenübungen zu kombinieren und als Skizzenbuch zu nutzen. Von da an habe ich regelmäßig alles Botanische dokumentiert, das mir besonders und interessant erschien. Exotische Früchte vom Markt, Lilien von meinem Lieblingsblumenladen oder Moos und Farne aus Blumentöpfen von meinem Balkon. Daraus ist das „Botanical Diary“ entstanden, eine Sammlung von botanischen Farbstiftzeichnungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

Projekt herbario mit botanischen Zeichnungen von Elke Hanisch
(Foto: Elke Hanisch)

PD: Bei Botanical Drawings kommen jedem sofort prachtvoll blühende Blumen in den Sinn. Da ist man bei Dir auf jeden Fall an der richtigen Adresse.
Du beschränkst Dich allerdings nicht nur auf das Zeichnen von beeindruckenden Blüten. Vom Apfel bis zur Zwiebel gibt es offenbar nichts, was es nicht auf Deinen Zeichentisch schaffen kann. Nach welchen Kriterien wählst Du Deine Modelle aus? Was reizt Dich besonders?

Elke: Ich entscheide meist sehr spontan, was ich zeichnen möchte. Dabei geht es mir weniger um das Objekt an sich (prächtige Rose oder banale Banane) sondern um das Besondere und Eigene in der Form, der Textur oder der Farbe.

Mich ziehen Formen und Farben an, die spannend zu Zeichnen sind. Also außergewöhnliche oder auch ganz unscheinbare Farbschattierungen und spannungsvolle Windungen, auffällige symmetrische oder schiefe Formen – weniger das gängige und glatte „Schöne“.

Botanical Drawing einer Amaryllis von Elke Hanisch
Botanische Zeichnungen
(Foto: Elke Hanisch)

Mich inspirieren zum Beispiel die Dellen und verschrumpelten Stellen an einer Quitte und wie sie im Kontrast zu den glatten, samtigen Flächen stehen. Vertrocknete Blüten finde ich oft spannender als die saftigen glatten, weil sie mir lebendiger erscheinen und eine Geschichte erzählen.

PD: Fiel Deine Wahl beim Malmittel dafür direkt auf die Farbstifte oder hast Du unterschiedliches ausprobiert?

Elke: Normalerweise zeichne ich Naturstudien am Liebsten mit Bleistiften. Sie sind schnell zur Hand und ohne großen Aufwand zu benutzen.

Bei diesem botanischen Projekt wollte ich Zeichnen und dabei unbedingt Farben wiedergeben können – also entschied ich mich direkt für Buntstifte. Ich hatte eine alte Kiste mit Stiften unterschiedlichster Marken, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten. Das war mein Startpunkt.

Das Farbstiftzeichnen war auch eine neue Herausforderung für mich. Zwar haben mich Buntstifte durch Schule und Studium begleitet – allerdings meist zum Nachkolorieren von Aquarell- oder Gouacheillustrationen.

Durch dieses Projekt habe ich mich intensiver mit den Möglichkeiten von Buntstiften beschäftigt und sie dabei erst richtig kennengelernt. Ich habe mit verschiedenen Marken experimentiert und getestet, welche Papiere sich am besten für meine Art zu Zeichnen eignen.

Fotos: Elke Hanisch

PD: Was uns sofort ins Auge gefallen ist, sind die einzigartigen Farbpaletten, mit denen Du arbeitest. Woher kommt diese Vorliebe für diese expressiven Farbkombinationen?

Elke: Eine interessante Frage, die mir viele stellen. Mir selbst war diese besondere Farbwahl lange nicht bewusst.

Die Vorliebe für kräftigere, lebendigere Farben und besondere Farbkombinationen trage ich schon lange in mir – ich kann nur vermuten woher sie kommt: Einerseits durch meine Kindheit in einem tropischen Land – das besondere Licht und die Flora, die Farben der Landschaft und der Folklore und Populärkultur aus dieser Zeit sind prägend. Andererseits habe ich mich seit Teenagerzeiten viel in Büchern und Museen mit dem Betrachten von Malerei beschäftigt. Die impressionistischen und expressionistischen Maler*innen hatten mich damals besonders beeindruckt.

Verschiedenfarbige Botanical Drawings von Elke Hanisch mit passenden Colorplan Umschlägen
Postkarten von Elke Hanisch mit Motiven aus dem Projekt #herbario
(Briefumschläge der Sorte Colorplan)
Sticker mit Botanical Drawing mit passenden Colorplan Umschlägen
Sticker mit Mohnblume von Elke Hanisch
(Kuvert Colorplan Marrs Green)

PD: Deine Farbstiftzeichnungen gibt es in verschiedensten Formen. Du bietest zum Beispiel Sticker und Postkarten an. Außerdem bringst Du buchstäblich den Sommer auf die Haut. In Deinem Etsy-Shop gibt es nämlich Temporary Tattoos von Dir zu kaufen. Wie bist Du auf diese Idee gekommen und war das einfach umzusetzen?

Elke: Ein eigenes Blumenmotiv als Tattoo zu gestalten schwebte mir schon lange im Kopf herum. Ich mag Hautschmuck und wollte gerne meine eigene Illustration am Körper tragen. Zu einem dauerhaften, echten Tattoo konnte ich mich aber nie entschließen. Denn ich wüsste, dass ich es bald gegen ein neues Motiv austauschen wollen würde 😉 Als tolle Alternative habe ich die Klebetattoos wiederentdeckt, die wir aus unserer Kindheit kennen.

Botanical Drawing als Temporary Tattoo designt von Elke Hanisch
Temporary Tattoo
(Foto: Elke Hanisch)
Temporary Tatoos und Sticker mit Botanical Drawings von Elke Hanisch


Heutzutage ist es relativ einfach, ein Tattoo produzieren zu lassen. Du gestaltest deine gewünschte Illustration nach bestimmten Vorgaben und lässt sie drucken. Es gibt etliche Druckereien, die das Motiv hautverträglich und in guter Qualität drucken können.

PD: Wer sich mit dem Anschauen nicht begnügen möchte, muss das auch nicht. Du gibst Dein Wissen normalerweise auch in Präsenzworkshops weiter. Sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene können Kurse bei Dir besuchen. Momentan ist das zwar nicht möglich, aber über Deinen Newsletter kann man sich bezüglich der Termine auf dem Laufenden halten. Möglicherweise haben jetzt aber doch einige schon Lust bekommen, sich mit botanischen Zeichnungen zu befassen. Hast Du noch ein paar Tipps, womit man in das Thema gut einsteigen kann?

Elke: Zur Inspiration und für die ersten Übungsschritte kann ich diese Bücher sehr empfehlen:

Im englischsprachigen Bereich ist die botanische Illustration als Botanical Drawing oder Botanical Art populärer und verbreiteter als bei uns. Daher sind viele gute Anleitungen vor allem auf Englisch zu finden.
Auf YouTube gibt es zahlreiche tolle Tutorials. In diesem Video kann man beispielsweise Ann Swan beim detaillierten Zeichnen eines Efeublattes zuschauen und dabei viel lernen.

Mein Tipp an alle Interessierte ist, sich einfach zu trauen und mit dem Zeichnen loszulegen. Einfach ein paar Farbstifte wählen, die zu Hause vorhanden sind. Ein Skizzenbuch anstatt loses Papier nehmen (das gibt der Zeichenübung eine Struktur) und ein Zeichenobjekt wählen, das einen spontan interessiert.

Botanical Drawing von Elke Hanisch und natürliche Vorlage im Vergleich
(Foto: Elke Hanisch)

Unbedingt nach der Natur zeichnen – also nicht von einem Foto abzeichnen. Das schult den Blick und das Verständnis für die Pflanzen – und es macht sehr viel Spaß!

Über Elke Hanisch:

Elke Hanisch - Illustratorin aus Köln
(Foto: Chimène Henriquez)

Elke Hanisch illustriert seit mehr als zwanzig Jahren für Kunden aus den Bereichen Werbung, Verlag und Multimedia. Ihre Schwerpunkte liegen auf Info-Illustration, Character-Design und e-Learning-Projekten. Sie studierte Animation an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg.
Seit 2007 lebt sie in Köln als selbständige Illustratorin.

Noch mehr Schönes könnt Ihr auf ihren Seiten und Profilen entdecken:

Instagram: @elkehanisch
Etsy-Shop: foodandfolklore
Webseite: foodandfolklore.de

Ein ganz herzliches Dankeschön an Elke für die Einblicke in ihre wunderschöne Arbeit, die Tipps, die tollen Inspirationen und ihre Zeit.
Ihr habt’s gelesen: Einfach machen! 🙂

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